Chronik/Niederösterreich

Minister-Tochter führt Weingut

Eigentlich wollte sich der St. Pöltener Gastronom nur einen Scherz erlauben. Just an dem Tag, als bekannt wurde, dass Hans Jörg Schelling nächster Finanzminister der Republik Österreich werden wird, griff der Wirt zum Handy und schrieb eine SMS. Wann denn die nächste Weinlieferung anstehe, wollte der Wirt wissen. Zehn Minuten später leuchtete die Antwort Schellings am Mobiltelefon auf – mit allen notwendigen Details.

Die kleine Episode zeigt, wie wichtig dem ehemaligen Unternehmer (Leiner/Kika, XXXLutz) und Hauptverbandschef sein Weingut in Herzogenburg ist. Selbst im größten Medienrummel vergisst er auf seine Abnehmer nicht.

Seit seiner Angelobung Anfang 2014 hat sich im Leben des ÖVP-Politikers einiges getan. Vor allem musste er bei seiner größten Leidenschaft, dem Wein, zurückstecken. Das hat vor allem zwei Gründe: Schelling muss das Budget retten und da gibt es auch noch das Unvereinbarkeitsgesetz, das ihm neben seiner Regierungstätigkeit einen Beruf mit Erwerbsabsicht verbietet.

Deshalb ist nun Tochter Julia die Chefin des 11,5 Hektar großen Stiftsweingutes. "Es ging alles sehr schnell. Aber mittlerweile komme ich ganz gut zurecht", lacht die 33-Jährige. Sie brachte aber Erfahrung mit, weil sie in dem Familienbetrieb bislang schon kräftig mithalf.

Zu tun gibt es jedenfalls genug. Seit dem Start 2009, als Schelling die Pacht übernahm, wurden die Flächen erweitert und der Keller saniert und modernisiert. Mittlerweile verkaufen die Schellings rund 60.000 Flaschen pro Jahr. Die meisten Abnehmer befinden sich in Nieder-und Oberösterreich.

Bleibt die Frage, ob die Popularität des Ministers Schelling auch dem Weinverkauf gut tut. "Wir bemerken, dass die Zugriffe auf unsere Homepage gestiegen sind. Und einige haben auch schon interessiert nachgefragt, ob das wirklich der Wein des Ministers ist", erzählt die 33-Jährige.