Milder Lehrer suspendiert: Eltern demonstrieren
Von Peter Gruber
Zu nachsichtig soll ein Mathematikprofessor am BG/BRG Frauengasse in Baden mit seinen Maturanten gewesen sein: Zwölf Klausuren wurden nach einer Überprüfung schlechter benotet, der beliebte Lehrer daraufhin vorläufig suspendiert.
Ein anonymer Brief an den Landesschulrat hat den Fall ausgelöst. "Insgesamt wurden 23 Arbeiten überprüft", erklärt Präsident Hermann Helm. Ein Schüler hat durch die Verschlechterung ein Nicht genügend. Sein Problem: Die dafür eigentlich vorgesehenen Kompensationsprüfungen sind bereits gelaufen. Ein Einspruch gegen die Herabsetzung der Note wurde eingebracht.
Der Lehrer selbst wollte sich mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Dafür steigen Eltern für ihn auf die Barrikaden. Am Freitag wurden sie von der Suspendierung informiert – und protestieren in einem Brief an Direktion, Landesschulrat und das Ministerium gegen die "Vorgehensweise (...) in extrem überschießendem Maße". Für Donnerstag ist eine Demo in Baden geplant. Die Eltern wehren sich gegen die "ad hoc Verurteilung eines engagierten Professors mit der schwersten denkbaren Tragweite, der Suspendierung."
Der Lehrer ist seit Jahrzehnten an der Schule tätig, bei einer von einem Nachrichtenmagazin veranstalteten Abstimmung wurde er vor wenigen Jahren sogar zu einem der besten Lehrer Österreichs gewählt. Jetzt muss die Disziplinarkommission prüfen, ob die Suspendierung gerechtfertigt war. Im Anschluss wird sie sich inhaltlich mit den Vorwürfen beschäftigen.
Erhebungen
Schon Ende Mai war ein Mathematiklehrer vom Militärrealgymnasium in Wiener Neustadt suspendiert worden. Er soll vier Matura-Arbeiten nachträglich manipuliert haben. In seinem Fall wurde die Suspendierung mittlerweile durch die Disziplinarkommission bestätigt. Jetzt läuft das eigentliche Verfahren.
Auch die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hat Erhebungen angeordnet. Im Raum steht der Vorwurf des Amtsmissbrauchs und die Fälschung von Beweismitteln.