Chronik/Niederösterreich

Mega-Projekt in der Donau

Es ist Halbzeit für den Naturversuch Bad Deutsch-Altenburg, Bezirk Bruck/Leitha. Schon im Sommer waren zahlreiche Maßnahmen des Mega-Projekts zur Sohlestabilisierung und damit zum Erhalt der Aulandschaft und der Verbesserung der Schifffahrt sichtbar geworden.

Das Hochwasser Anfang Juni hatte jedoch einen unfreiwilligen Baustopp des Projekts zur Folge. Nun laufen die Arbeiten laut der Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft des Verkehrsministeriums (via donau), aber wieder auf Hochtouren.

Derzeit werden die Hochwasserfolgen auf der drei Kilometer langen Strecke des Pilotprojekts beseitigt, sowie die Auswirkungen dieses Extremereignisses untersucht. „Das hundertjährige Hochwasser hat Vor- und Nachteile für das Projekt“, sagt Dieter Pejrimovsky von via donau. Nun müsse ausgewertet werden, wie sich der zu Sohlestabilisierung eingebrachte Grobkies-Belag verhalten hat.

Eintiefung

Zur Erklärung: Da die Donau ständig Gesteinsmaterial flussabwärts schiebt und aufgrund des Kraftwerks Freudenau nicht genug Material nachkommt, tieft sich die Flusssohle laufend ein – in den vergangenen 50 Jahren um einen Meter. Damit sinkt der Grundwasserspiegel und die Au trocknet aus.

Um den Prozess zu verlangsamen, wird bei dem Projekt Grobkies eingebracht, um die Transportgeschwindigkeit des Gesteins um 90 Prozent zu verringern und so die Sohle zu stabilisieren. Bis zum Sommer wurden 30.000 Kubikmeter von 100.000 eingebracht.

Nun habe das Hochwasser das „Geschiebe“ in Bewegung gebracht und die Sohle-Höhenlage stark verändert, sagt Pejrimovsky. Immerhin konnten die Techniker nun unter realen Extrembedingungen feststellen, ob ihre Berechnungen und Hypothesen zutreffend waren. Die Annahmen dürften richtig gewesen sein, verrät der Experte. Aber: „Der Verlauf von Flüssen kann in Versuchen nie exakt abgebildet werden. Auch 2013 kann es Unterschiede zwischen Laborergebnissen und der Umsetzung geben.“

Seit Baubeginn im Februar 2012 ist nun der Uferrückbau im Bereich der Stopfenreuther Au fertiggestellt. Nach dem Hochwasser hat sich schon fast wieder ein natürliches Donauufer entwickelt. Am Ufer gegenüber, bei Bad Deutsch-Altenburg, sind bereits große Teile der Steinverbauung entfernt worden. Auch der großteils verlandete Johler Arm bei Hainburg soll nächsten März wieder an die Donau angeschlossen werden. Das Projekt soll 2014 abgeschlossen sein.Doch nach wie vor gibt es Kritik. So sei etwa die Sohleeintiefung an anderen Stellen der Donau viel stärker ausgeprägt. „Dort passiert seit Jahren nichts“, ärgert sich Donau-Experte Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation Virus. Er fordert Sofortmaßnahmen, wie eine zusätzliche Geschiebe-Zugabe unterhalb des Kraftwerks Freudenau sowie eine transparente Diskussion des Hochwasser-Ereignisses und deren Folgen. Seiner Ansicht nach habe der eingebrachte Grobkies nicht das gewünschte Ergebnis gebracht. Es sei zu erwarten, dass der Kies in unbekanntem Ausmaß weggespült wurde, sich mit nachkommendem Material vermischt hat und es somit zu Schifffahrtsbehinderungen kommt.

Sollte das Projekt scheitern, dann wären wohl Millionen Euro die Donau hinuntergeflossen.

Kosten
Die Baukosten betragen 14 Mio. Euro. Die EU übernimmt 50 Prozent.

Grobkies
100.000 Kubikmeter Kies werden insgesamt zum Schutz der Stromsohle eingebracht.

Projektort
Die drei Kilometer lange Strecke liegt 35 km östlich von Wien.

Projektziel
Das Zusammenwirken verschiedener Wasserbaulicher Maßnahmen soll bis 2014 erprobt werden.