Massenansturm zum Blütenzauber
Von Jürgen Zahrl
Knapp 20 Grad, Sonnenschein und wolkenloser Himmel über Joching in der Wachau: Gleich hinter dem kleinen, beschaulichen Winzerort dreht Florian Schmelz mit seinem grauen Minitraktor mehrere Runden. Er pflügt den Boden, um Teile seiner Rebstöcke mit Erde zu bedecken und sie so vor Frostschäden zu schützen. "Wir rechnen damit, dass es im April zum Austrieb kommen wird. Hoffentlich bleiben die Temperaturen über dem Gefrierpunkt", sagt Schmelz.
Während in vielen Weingärten der Region Hochbetrieb herrscht, um die Reben in Form zu bringen, sind die Augen derzeit auf andere "Stars der Wachau" gerichtet: 100.000 Marillenbäume werden ab dem Wochenende bis – wohl – kurz vor Ostern in voller Blüte stehen. Touristiker und Heurigenbetreiber erwarten aufgrund des sonnig-warmen Frühlingbeginns Tausende Besucher.
Das Telefon steht im Gartenhotel Pfeffel in Dürnstein seit Tagen nicht mehr still. "Ich bekomme laufend Anrufe, weil die Leute wissen wollen, wann die Marillenblüte beginnt", erzählt Juniorchefin Karoline Pfeffel. Bei ihr muss ab sofort die gesamte Belegschaft die Ärmel hochkrempeln. "20 bis 28 Mitarbeiter sind am Wochenende im Dienst", sagt Pfeffel.
Doppelter Stress
Um es den Ausflüglern einfacher zu machen, wurde unter www.marillenbluete.at eine neue Hompage ins Leben gerufen – dort finden Internetnutzer Livebilder zum Blühstatus, eine Liste mit Veranstaltungen, Wanderrouten und Ausflugstipps. Da die Marillenblüte diesmal mit dem bis 6. April stattfindenden "Wachau Gourmet-Festival" zusammenfällt, rechnet Bernhard Schröder, Geschäftsführer von "Donau Niederösterreich", mit einer enormen Gäste-Frequenz.
Alleine 600 bis 700 Besucher pro Tag erwartet Bernd Pulker, Heurigenbetreiber in Rührsdorf am südlichen Donauufer. "Wir gehen von einem Ausnahmezustand am Wochenende aus. Die Tage rund um die Marillenblüte sind immer die stärksten des Jahres", sagt Pulker, während er hektisch mehrere Jausenteller mit Fleisch, Wurst, Käse und Aufstriche vorbereitet.
"Wer am Wochenende in die Wachau fährt, sollte Zeit und Geduld mitbringen", erzählt Romana Schuster vom ÖAMTC. Es sei mit einem hohen Verkehrsaufkommen auf den Hauptverbindungsrouten zu rechnen. Noch dazu, weil alternative Verkehrsmittel wie Donauschiffe und Wachaubahn erst am 15. April in die Saison starten. "Oder man steigt aufs Fahrrad um", sagt Schuster.
Vor allem in den Abendstunden ab ca. 17 Uhr drohen bei der Heimreise kilometerlange Staus.