Gastwirte geben wegen Flaute auf
Von Jürgen Zahrl
16 Monate nach der Eröffnung der zig Millionen Euro teuren Umfahrung von Maissau, Bezirk Hollabrunn, ziehen zwei Gastronomen die Reißleine. Weil das Verkehrsaufkommen im Ort massiv zurückgegangen ist, sei die Kundenfrequenz gering, was auf die Umsätze drücke. Während die Gastwirte aufgeben, freut sich der Tankstellenbetreiber über einen Aufschwung, weil er sein Angebot erweitern konnte.
Fakt ist: Seit der Durchzugsverkehr vorbeifährt, ist es in Maissau ruhig geworden. Für Christian Vlasaty Grund genug, seinen Landgasthof „Klosterheuriger“ am Sonntag zum letzten Mal aufzusperren. „Wir spüren die Gästeflaute. Unser Umsatz ist um 50 Prozent zurückgegangen“, sagt der Gastwirt. Es sei auch mit Marketingaktionen nicht gelungen, Kunden anzulocken. „Wir hatten früher neun Vollzeitmitarbeiter. Jetzt haben wir nur mehr drei Teilzeitbeschäftige“, sagt Vlasatys Frau Alexandra Turek. Das Gastro-Ehepaar gibt auf und wird stattdessen den Familienbetrieb in Maria Dreieichen weiterführen.
Auch Johannes Weixelbraun hat seinen „Gasthof zur alten Schmiede“ zugesperrt: „Die Umsatzeinbrüche waren massiv.“ Jetzt versucht er, dass er das Wirtshaus verpachten kann. Das erhofft sich auch Ortschef Josef Klepp. „Leider haben manche Wirte verabsäumt, Stammkunden an sich zu binden.“
Kundenfrequenz
Nicht ganz so schlimm beurteilt der Top-Heurigenbesitzer Franz Humer die Lage. „Natürlich ist die Frequenz im Ort zurückgegangen, aber nicht extrem. Wir haben das Glück, dass wir viele Stammkunden haben“, sagt Humer. Die Umfahrung sei auch positiv zu sehen: „Die stinkenden Lkw fahren nicht mehr durch Maissau. Die Gäste können ungestört ihren Aufenthalt genießen.“ In die selbe Kerbe schlägt Peter Gallas, Marketingchef der Amethystwelt: „Unsere Betriebe können nun mit ruhiger Lage punkten.“ Einen Gästerückgang spürte auch er, sieht dafür aber andere Gründe. „Heuer hat sich die extrem lange Hitzeperiode schlecht ausgewirkt. Natürlich wollten die Leute lieber baden gehen“, sagt Gallas.
Über einen Aufschwung freut sich hingegen der Tankstellenbetreiber Herbert Zanitzer: „Seit 1. Oktober sind wir auch Nahversorger und Trafikant. Das hat uns mehr Kunden gebracht.“ Zanitzer gibt aber zu, dass er bei seiner Tankstelle Umsatzrückgänge von bis zu 25 Prozent hinnehmen muss.