Chronik/Niederösterreich

Lesbische Grün-Politikerin kandidiert in Schrems

Mit Sarah Pfleger versucht eine politische Newcomerin den Sprung in den Gemeinderat in Schrems, Bezirk Gmünd, zu schaffen. Sie ist Spitzenkandidatin der örtlichen Grünen und das beste Beispiel dafür, dass im Waldviertel auch noch Zuwanderung funktioniert. Die gebürtige Wienerin zog wegen ihres Jobs in der Waldviertler Schuhwerkstatt vor wenigen Jahren nach Schrems und fühlt sich in der ländlichen Region "pudelwohl". Daher will sie hier nicht nur wohnen, sondern auch ihren Lebensraum mitgestalten.

Dass Sarah Pfleger mit ihrer langjährigen Partnerin Johanna seit einem Jahr in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, daraus macht sie kein Geheimnis. "Wir sind seit zehn Jahren ein Paar und haben im Vorjahr geheiratet", erzählt die 27-Jährige. Wenn sie über ihre Partnerin spricht, hebt sie das keinesfalls bewusst hervor. "Unter Freunden rede ich ganz normal über Johanna, ohne es zu betonen", schildert Pfleger, deren Eltern mit der sexuellen Neigung ihrer Tochter "liebevoll umgegangen" seien.

In der Gesellschaft hätten es gleichgeschlechtliche Paare aber noch immer schwer akzeptiert zu werden, als andere Pärchen, weiß Pfleger: "Vor allem auf dem Land ist es für viele seltsam, wenn zwei Frauen miteinander schmusen." Obwohl sie sich außerhalb der Norm befinden würde, sei die öffentliche Ablehnung ihr gegenüber geringer geworden. "Die gesetzliche Gleichstellung homosexueller Paare war ein sehr positiver Schritt, doch der Umgang damit lässt noch immer zu wünschen übrig", sagt die 27-jährige Grün-Kandidatin.

Unnötig

"Bei unserer Vermählung hat die Standesbeamtin kein einziges Mal von Ehe oder Heirat gesprochen", sagt Pfleger. Dass heterosexuelle Paare ihren Bund fürs Leben im Standesamt, homosexuelle Paare nur in der Bezirkshauptmannschaft schließen dürfen, sei eine unnötige Differenzierung. Genauso fordert sie die Möglichkeit, dass gleichgeschlechtliche Paare ein Kind adoptieren können. "Wir wollen Kinder", sagt Pfleger und hofft auf eine baldige Gesetzesänderung.

Bei der Wahl in Schrems will sie jedenfalls drei Mandate erreichen. "Unser Ziel ist, frischen Wind in den Gemeinderat zu bringen. Je mehr Diskussion, umso größer die Demokratie", betont Pfleger, die sich von ihrem Firmenchef Heini Staudinger "anstupsen" ließ, um zu kandidieren. Er selbst tritt übrigens als "Unabhängiger" auf der Liste der Grünen an.