Land NÖ kritisiert Chaos bei der Suche nach Atommüll-Endlager
Von Jürgen Zahrl
Die ohnehin schon unendliche Geschichte rund um die Suche nach einem geeigneten Standort für das Atommüll-Endlager in Tschechien zieht sich noch weiter in die Länge. Bis Ende 2018 hätten die potenziellen Geländekandidaten von neun auf zwei reduziert werden sollen. Weil noch weitere Ergebnisse und wichtige Voruntersuchungen fehlen, müssten die bisherigen Bewertungen neu erarbeitet werden. Nach wie vor sind mehrere grenznahe Orte wie Cihadlo – 21 Kilometer nördlich von Haugschlag – im Kreis der Kandidaten.
Standortfrage
Nachdem tschechische Medien darüber berichteten, dass Kravi hora – 80 Kilometer nördlich von Laa an der Thaya – zu den wahrscheinlichesten Standortmöglichkeiten gehört, von Experten aber als ungeeignet beschrieben wird, ging die zuständige Agentur für nukleare Abfallentsorgung, Surao, in die Offensive: Für die vorliegenden Bewertungen der möglichen Tiefenlager seien nur Archiv- und Oberflächendaten sowie andere Arbeiten einbezogen worden, berichtete der stellvertretende Industrieminister René Nedela via Surao: „Bisher liegen keine geophysikalischen Daten vor, die Surao erst Ende des ersten Quartals 2020 zur Verfügung haben sollte.“ Diese Ergebnisse müssten in die Abschlussdokumentation aufgenommen werden. Auch die betroffenen Gemeinden sollen entsprechend einbezogen werden.
Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) kritisiert das Chaos rund um die tschechischen Ausbau-Pläne. „Wir brauchen den europaweiten Ausstieg aus der Atomkraft. Wir wollen keine Atommüll-Endlager in der Nähe Niederösterreichs. Es handelt sich um radioaktive Abfälle, die uns über Jahrtausende Probleme bereiten werden. Es muss eine sichere Lagerung geben, aber nicht in absoluter Grenznähe“, betont Pernkopf.
Sogar der tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš höchstpersönlich deutete vergangenen Herbst ein Abrücken von der bisherigen Atompolitik an.