Kremser Herzstation steht vor Aus, Holding verteidigt Schritt
Von Jürgen Zahrl
Seit durchgesickert ist, dass die Herzabteilung (Kardiologie) vom Uniklinikum Krems nach Zwettl übersiedeln soll, wächst der Widerstand. Die Tatsache, dass bereits freigegebene Finanzmittel für den Ankauf von neuen Geräten wieder eingefroren wurden, zog die Aufmerksamkeit auf sich. Kritik übt vor allem der Kremser Spitalsbetriebsrat, weil er wegen der langen Wartezeiten nicht die Umstrukturierung, sondern den Ausbau der Kardiologie als einzigen Lösungsansatz sieht. Innerhalb von nur drei Tagen haben bereits mehr als 2700 Personen die Online-Petition unterschrieben. Auch der Gemeinderat beschloss einstimmig die Neuverhandlung mit der Spitalsholding. Die verteidigt ihre Neuausrichtung auf Basis eines Expertenvorschlags, wie es heißt.
Wer im nö. Zentralraum auf eine geplante Herzkatheter-Untersuchung wartet, um zu erfahren, ob seine Gefäße verstopft sind und ein medizinischer Eingriffe für eine bessere Durchblutung notwendig ist, steht in St. Pölten mehr als 14 und in Krems zehn bis zwölf Wochen auf einer Liste. Solche Zahlen sind für Josef Sattler, Betriebsratsvorsitzender der Universitätsklinik in Krems, alarmierend. Er sorgt sich um die medizinische Versorgung der Herzpatienten.
Interventionen
„Neben den zwei Interventionstischen in St. Pölten gibt es einen weiteren in Krems. Pro Tisch sind es bis zu 17 Interventionen pro Tag. Mehr denn je brauchen wir weitere Tische“, schildert Sattler. Einerseits wachse die ältere (und erkrankte) Bevölkerungsgruppe, andererseits die Bewohnerdichte in den größeren Städten. Deswegen könne man nicht einfach die Kremser Kardiologie wie eine Schachfigur in einem Planspiel nach Zwettl verschieben, betont er.
Davon ist auch Gerhard Kronik, der frühere Leiter der ersten Kardiologie Niederösterreichs in Krems, überzeugt: „Praktisch keine Wartezeit gibt es in Waidhofen an der Ybbs. Das zeigt, dass eine Kardiologie in Ballungszentren mehr zur Versorgung beiträgt als in dünn besiedelten Gebieten.“ Im Vergleich zu Wien sei das derartige Angebot in Niederösterreich spürbar schlechter. „Ich habe am 29. April drei Wiener Spitäler angerufen. Dort hätte ich spätestens Ende Mai jeweils einen Termin bekommen“, sagt Kronik.
Verbesserung
Die Vertreter der Landeskliniken Holding glauben jedoch, mit der Verlegung der Kardiologie, die medizinische Versorgung im Waldviertel „klar zu verbessern, ohne die Versorgungsqualität im Zentralraum zu mindern. Dadurch können mehr als 50.000 Patienten rascher versorgt werden“, erklärt Bernhard Jany, Sprecher der Spitalsholding, und spricht von einem doppelten Angebot im Zentrum Niederösterreichs. Das Vorhaben sei im „Regionalen Strukturplan Gesundheit 2025“ eingearbeitet und von ÖVP, SPÖ und FPÖ beschlossen worden. Natürlich brauche es noch Zeit, Gespräche Vorbereitungsarbeit und Abstimmung mit den betroffenen Regionen. „Verunsicherungen sind dabei sicherlich fehl am Platz“, sagt Jany.