Kommando retour: Militärmusik bleibt bestehen
Als Gerald Klug in seiner Zeit als Verteidigungsminister der Truppe einen strengen Sparkurs verordnete, hatte er auf vielen Fronten zu kämpfen. Doch der stärkste Gegenwind blies ihm im Vorjahr ausgerechnet bei der Militärmusik entgegen, die er auf vier Standorte verkleinern wollte. Da half auch das Kompromissangebot – die Kapellen bleiben in allen neun Ländern bestehen, aber deutlich reduziert – nichts mehr. Die Landeshauptleute zürnten, in Wien versammelten sich 800 Musikanten zum Protestmarsch.Mittlerweile ist Klug Ex-Minister, SPÖ-Parteikollege Hans Peter Doskozil hat das Zepter übernommen. Dabei sei die Militärmusik schon ab dem ersten Tag seines Amtsantritts als "Causa prima" an ihn herangetragen worden, sagt der Ressortchef. Für die Soldaten – und die Landeschefs – hat Doskozil, der vom Finanzminister mit zusätzlichen Finanzmitteln ausgestattet wurde, jetzt gute Nachrichten: Die Reduktion der Bundesländer-Ensembles auf jeweils 20 Soldaten ist Geschichte, die Kapellen verfügen künftig wieder über 46 Musiker.
Damit ist beim musikalischen Truppenteil des Heeres fast wieder alles beim Alten. Lediglich einen Unteroffizier pro Militärmusik soll es künftig weniger geben. Trotzdem geht Doskozil davon aus, dass nun um 1,4 Millionen Euro billiger aufgespielt werden kann. Wie das geht? Die Militärmusiker sollen künftig in 40 Prozent ihrer Dienstzeit militärische Tätigkeiten ausüben, also Grundwehrdiener ausbilden oder als "Informationsoffiziere" Werbung für das Heer machen. Die Grundwehrdiener wiederum haben die Möglichkeit, vom ersten bis zum letzten Tag ihres Wehrdienstes bei der Militärmusik zu sein und dort auch die Grundausbildung zu machen. Nach dem sechsmonatigen Grundwehrdienst können sie sich für weitere sieben Monate verpflichten. Früher waren das acht Monate, wobei der achte Monat aus dienstrechtlichen Gründen recht teuer war.
Kein Geheimnis ist, dass die Militärkapellen immer wieder auch bei der musikalischen Umrahmung von Jubiläen eingesetzt wurden, obwohl diese nicht unbedingt etwas mit dem Heer zu tun hatten. Diese "artfremden Auftritte" will der Minister künftig den Ländern über eine Vereinsstruktur in Rechnung stellen. Er gehe nicht davon aus, "dass wir bei irgendwelchen lokalen Weinfesten spielen werden".
Dass es zu einem Umdenken im Ministerium gekommen sei, freut auch Clemens Hellsberg, Ex-Vorstand der Wiener Philharmoniker, der Doskozil im Rahmen einer Expertengruppe beraten hat. Der Truppenteil sei ein "ganz wichtiges Bindeglied zwischen dem Bundesheer und der Bevölkerung." Künftig sei man auch wieder in der Lage, Märsche und den großen Zapfenstreich spielen zu können.
Wie groß die Erleichterung über die Entscheidung des Ministers in den Militärkommanden ist, wird der SPÖ-Politiker schon am kommenden Samstag in St. Pölten zu spüren bekommen. Die Militärmusik Niederösterreich spielt ein "Dankkonzert" – gemeinsam mit Blasmusikkapellen aus der Region.