Kein „Bio-Hotel“ für die Zwettler Innenstadt
Von Jürgen Zahrl
Das gelbe Haus in der Landstraße 53 in Zwettl sieht sanierungsbedürftig aus. Die alte Fassade bröckelt, die hölzernen Fensterrahmen wirken verwittert, und riesige Schrauben stützen offenbar die Außenwand. Das Grundstück, auf dem sich das historische Gebäude mit gotischen Mauerelementen aus dem 14. Jahrhundert befindet, gilt als Hoffnungsgebiet. Johannes Gutmann, Geschäftsführer der Bio-Kräuterfirma Sonnentor, hat es vor mehreren Jahren gekauft, um hier früher oder später ein Hotel errichten zu können. Obwohl er überzeugt ist, dass die Innenstadt einen komfortablen Beherbergungsbetrieb braucht, um Gäste wieder stärker in die City zu locken, sehen seine Pläne jetzt anders aus.
Mauerteile
Ohne die erhaltenswerten Mauerteile zu zerstören, will Gutmann schon demnächst baufällige Bereiche abreißen lassen. „Wir säubern unseren Bauplatz“, sagt er. Bis stattdessen darauf etwas Neues entstehen kann, wird es noch dauern. Seine Idee muss noch reifen. Vom Hotelprojekt hat er sich aber schon verabschiedet, „weil die Gemeinde zu wenig gegen das Ausdünnen macht. Ein paar Marketingaktionen reichen nicht aus, um die Innenstadt zu beleben. Bisher hat man nur auf einen Investor (Anm: dieser plant ein Einkaufszentrum) geschaut, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, kritisiert Gutmann. Er habe zwar zuletzt mehrere Treffen des Stadtmarketings besucht, aber ihm würden starke Konzepte fehlen. „Es gehört etwa eine Person her, die laufend die City mit Aktivitäten bespielt“, sagt Gutmann.
Aus seiner Sicht ist in Zwettl einiges verschlafen worden. Jetzt seien wieder zwei Geschäfte – ein Glasstudio und eine Buchhandlung – geschlossen worden. „Solange sich nichts Grundlegendes ändert, bin ich sicher nicht bereit, viel Geld in ein Hotelprojekt zu investieren“, erklärt Gutmann. Stattdessen überlegt er, auf seinem Grundstück Wohnungen zu bauen. „Ein Immobilienmogul werde ich trotzdem nicht“, versichert er auf Nachfrage. Einen Zeitplan hat er dafür noch nicht.
„Kein Wunsch“
Zwettls Bürgermeister Franz Mold (ÖVP) reagierte ob der Kritik überrascht, weil er Gutmann erst vergangenen Dezember getroffen habe. „Damals hat er keine Kritik und keinen Wunsch geäußert“, sagt Mold. Er will aber nochmals das Gespräch suchen, um mit Gutmann über die Innenstadt-Problematik zu diskutieren. Sollte tatsächlich irgendetwas verschlafen worden sein, könne er das nicht mehr ändern. Ihm sei aber bewusst, dass es die Kaufleute auch wegen der größer werdenden Online-Konkurrenz immer schwerer hätten.