„Ich bin kein Träumer“
Von Jürgen Zahrl
Genau 36 Tage nach seiner Wahl zum SPÖ-Bürgermeister von Krems feierte Reinhard Resch bei Landeshauptmann Erwin Pröll in St. Pölten seine Angelobung. Im Interview mit dem KURIER spricht der Stadtchef über seine neue Arbeit, seinen offenen Führungsstil und seine kurz- und langfristigen Ziele.
KURIER: Haben Sie sich schon an ihre neue Aufgabe als Bürgermeister von Krems gewöhnt?
Resch: Von Tag zu Tag wird das Gefühl besser. Aber es wird noch ein paar Wochen dauern, bis ich mich tatsächlich eingearbeitet habe.
Viele sagen, Sie kennen derzeit keine Pause. Stimmt das?
Mein Arbeitstag dauert momentan zwischen 12 und 16 Stunden – meistens 16 –, auch am Wochenende. Neben dem Tagesgeschäft sind derzeit viele Antrittsbesuche zu absolvieren. Aber zu Weihnachten gönne ich mir etwas Ruhe und Entspannung.
Glauben Sie, dass sie als SPÖ-Stadtchef von einer ÖVP-dominierenden Landesregierung benachteiligt werden könnten?
Ich bin überzeugt, dass sich an der guten Kooperation zwischen der Stadt und dem Land NÖ nichts ändern wird. Landeshauptmann Pröll und ich wissen, was für Krems wichtig ist. Wir können das richtig einschätzen.
Wie wollen Sie sich von der bisherigen, offenbar unbeliebten, Stadtpolitik abheben?
Mir ist ein transparenter und offener Stil wichtig. Wir wollen diesen Kurs fortsetzen und gemeinsam das Beste für die Stadt herausholen.
Sie sprechen von einer breiten Zusammenarbeit mit allen Parteien. Aber diese wird vermutlich nicht immer funktionieren?
Ich wäre ein Träumer, wenn ich das glauben würde. Es wird sicher heftige Debatten geben. Aber wenn alle die gleichen Informationen und Unterlagen bekommen, haben die Diskussionen eine ganz andere Qualität. So können alle Gemeinderäte etwa in der Budgetplanung viele Entscheidungen besser verstehen.
Wie sehen ihre Ziele aus?
Zunächst wollen wir die Brennpunkte wie etwa die Grüne Zone abarbeiten. Bis Sommer 2013 wollen wir für Krems ein einfaches und einheitliches Parkraum-System. Derzeit kann ich aber noch keine Details nennen, weil die Varianten mit den Experten und Bürgern erst im Frühjahr erarbeitet werden.
Wie lauten die großen Themen?
Dazu gehören die Stadtentwicklung, Energieautarkie, Soziale Musterstadt und Jugend-Vollbeschäftigung.
Ist eine Stadtbahn realisierbar?
Eine Stadtbahn ist wichtig, hat aber nicht höchste Priorität. Für die Meilensteine lassen wir uns mehr Zeit, weil wir keinen Pfusch machen wollen. Außerdem sollen auch die Bürger mitreden.
Positiv reagieren die Fraktionssprecher der Kleinparteien auf den Stil des neuen SPÖ-Bürgermeisters Reinhard Resch. Ob er seinen offenen Weg und sein hohes Tempo beibehalten kann, wird aber noch bezweifelt.
„Mit der Person Resch konnte man schon vorher reden. Daran hat sich nichts geändert. Er weiß, dass ihm die Kleinparteien diesen Erfolg in den Schoß gelegt haben. Dass die Dominanz in Krems ein Ende hat, ist gesund für die Stadt“, glaubt KLS-Mandatar Wolfgang Mahrer.
Auch Grün-Gemeinderätin Sandra Mayer hat einen positiven Eindruck. „Das Gesprächsklima ist offen und angenehm. Alle werden zur Mitarbeit eingeladen. Mal sehen, ob die Kooperation nach den ersten Streitereien weiterexistieren wird.“ UBK-Listenmandatar Adi Krumbholz sieht es ähnlich: „Ich kann noch nichts negatives sagen und bin gespannt, ob wir uns in den Ausschüssen beteiligen dürfen.“ FPÖ-Gemeinderat Walter Rosenkranz vergleicht die Zusammenarbeit mit einem zarten Pflänzchen. „Die erste Arbeitssitzung hat aber gezeigt, dass der alte ÖVP/SPÖ-Stil noch nicht ganz verschwunden ist.“