Chronik/Niederösterreich

Heurigenkultur trifft Fine Dining

Victoria Schierhuber steht vor der Schank. Sie trägt bunte Sneakers und ihre blonden Haare sind lässig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihr Mann Martin kommt aus der Küche, hat Kaffee und Wasser in der Hand und trägt ein blau-weiß-gemustertes Hemd und darüber eine Trachtenjacke, seine Haare sind kurz, schwarz und gegelt. Modern trifft traditionell, Heurigenkultur trifft gehobene Küche. Genauso wie das Ehepaar Schierhuber auftritt, lässt sich auch ihr Gastronomiekonzept beschreiben.

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Seit 2009 pachtet das junge Duo den Heurigenhof von den Bründlmayers in Langenlois (Bezirk Krems-Land). Nur 500 Meter entfernt vom Loisium liegt der Heurigenhof hinter Weingärten, mitten im Kamptal. "Begonnen hat alles mit einem klassischen Heurigenbuffet und Selbstbedienung. In den letzten zwei Jahrzehnten fand dann aber eine Wandlung statt", erklärt Martin Schierhuber. Heute wird die Heurigenstruktur zwar aufrecht erhalten, aber mit gehobener Küche kombiniert: "Das ist einzigartig in Österreich. Traditionelle Gerichte treffen auf eine Fine Dining-Küche."

"Die meisten Gäste starten mit einer traditionellen Gedeckjause, die aus Nussbutter, Traubenkernbrot und -öl besteht", erklärt die 29-jährige Victoria Schierhuber, die aus Deutschland stammt.

Wein im Zentrum

Es folgt ein Verkostungsmenü, das nach den jeweils gerade reifen Weinen vom Weingut Bründlmayer ausgerichtet wird. Der Koch, der alles das möglich macht, heißt Sebastian Schinko. Er hat schon einmal im Heurigenhof gearbeitet, ist nun aber erst vor einem Monat wieder zurückgekehrt. "Er ist ideal für den Job. Er stammt aus der Gegend, kennt die Heurigenkultur, hat aber Erfahrung in der gehobenen Küche", sagt der Diplomsommelier Martin Schierhuber über den Chef der mit zwei Hauben ausgezeichneten Küche.

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Das Verkostungsmenü, das die Weine begleitet – und nicht wie sonst umgekehrt – wechselt alle drei bis vier Wochen. Wenn das Wetter schön ist, gibt es auch die Möglichkeit in den Weingärten ein Picknick zu machen. Dazu stellt der Heurigenhof einen Korb zusammen. Der Inhalt kann dann auf Polstern, Teppichen und Liegestühlen verzehrt werden. "Man kann aber auch nur auf einen Absacker und ein paar Oliven nach der Arbeit vorbeikommen", sagt Victoria Schierhuber.

Viele Gäste kommen aus dem nahegelegenen Loisium, aber nicht nur. Vor allem Wiener, Oberösterreicher und Salzburger schauen während eines Ausflugs beim Heurigenhof vorbei. "Vom 25-jährigen Pärchen über Familien bis zu den 65-jährigen Weinreisenden sind alle dabei", erklärt Christian Schierhuber. Das Duo richtet auch Taufen, Familienfeste oder Hochzeiten aus. Sie selbst haben vor einem Jahr einen Teil ihrer Hochzeit im Heurigenhof gefeiert. "Seit Kurzem gibt es auch drei Zimmer, die jedoch immer sehr schnell ausgebucht sind", sagt der Sommelier.