Gutachten bringt keine Bewegung in den Starkstrom-Streit
Von Peter Gruber
Verhärtete Fronten statt der erhofften Bewegung. Vor einer Woche präsentierte der KURIER das Gutachten über die 110.000-Volt-Leitung, die die Kottingbrunner Rot-Kreuz-Siedlung überspannt. Die Bürgerinitiative "Aktion Himmelblau" wollte mit dem Papier den Druck auf die Wiener Netze im Kampf gegen die Freileitung erhöhen. Mittlerweile haben diese die 104 Seiten erhalten – große Wirkung zeitigen diese aber nicht: Das Unternehmen hält an der Leitung fest.
Die Gemeinde hatte den Umwelttechniker Friedrich Moldan beauftragt , magnetische Wechselfelder zu messen – Umweltmediziner kamen aufgrund seiner Ergebnisse zum Schluss, dass eine "Erhöhung gesundheitlicher Risken" möglich ist.
Die Wiener Netze sprechen von einem Bericht, die wissenschaftliche Tiefe für ein Gutachten sei nicht gegeben. "Wir zweifeln die Messergebnisse nicht an", schickt Geschäftsführer Reinhard Brehmer zwar voraus – mehr Positives fällt ihm aber nicht ein. "Grenzwerte sind willkürlich. Einer habe sich ‚eingebürgert‘ – wir orientieren uns an den rechtlichen Bestimmungen", meint Brehmer. Nachsatz: "Wir gehen grundsätzlich nicht das Risiko ein, Menschen zu gefährden. Das dürfen wir auch gar nicht."
Das Klima zwischen Wiener Netzen und der Bürgerinitiative sei vergiftet. "Wir hätten gerne auf sachlicher Ebene diskutiert, aber das war offenbar nicht möglich", meint Brehmer.
Aufgebrochen ist der Konflikt, weil die ins Alter gekommenen Seile getauscht werden sollten. Das würde den aktuellen Zustand für rund 60 Jahre einbetonieren. Derzeit wird geprüft, ob es dafür ein Bewilligungsverfahren braucht. Wenn nicht, könnten die Arbeiten morgen beginnen. Wo die Mitarbeiter in die Gärten der Rot-Kreuz-Siedlung müssen, wären sie dafür aufgrund von Servitutsverträgen berechtigt.
Tatsächlich dürften die Arbeiten nicht vor dem Frühjahr starten. Dass sie durchgeführt werden, steht für die Wiener Netze aber fest. "Wir haben schon aus wirtschaftlichen Gründen keine andere Möglichkeit", sagt Brehmer.