Großes Engagement in kleinem Ort
Von Lisa Rieger
Der KURIER hat in den vergangenen Woche engagierte Gemeinden vorgestellt, die mit innovativen Ideen und Projekten der Landflucht entgegenwirken. Nur noch heute, Sonntag, können die Leser für ihre favorisierte Gemeinde ihre Stimme unter www.kurier.at/landlust abgeben. Die fünf am besten geklickten Orte werden danach von einer Jury bewertet.
Falkenstein in Niederösterreich ist einer der Favoriten. Das Klischee über Fadesse am Land gilt in der Weinviertler Gemeinde so gar nicht. Kreativität und Engagement gibt es in dem 450-Seelen-Dorf haufenweise. Kulturell ist hier immer etwas los. Maßgeblich mitverantwortlich dafür sind die vielen Vereine.
Einer davon hat gerade jetzt, rund um Ostern, Hochsaison: Der Theaterverein "Die Perspektive". Alljährlich gibt es acht Vorstellungen. Dieses Jahr ist das Stück "Die zwölf Geschworenen" auf dem Programm gestanden, worin es um einen des Vatermords angeklagten jungen Mann geht. "Rund 50 Personen helfen mit bei der Produktion – als Schauspieler, Bühnen- und Maskenbildner, sowie bei Ton und Licht", erklärt Regisseur Harald Reichart und ergänzt: "Für den Amateurtheaterbereich haben wir ein sehr hohes Qualitätslevel."
Begegnungsort
Der ganze Stolz des Ortes ist die Burgruine. Sie thront auf dem Hügel und wacht über Falkenstein. Erst in den 1990ern ist der Bau "wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt worden", wie es Andrea Sommer, die sich um alles Organisatorische und Wissenschaftliche rund um die Burg kümmert. Nachdem die Ruine von Schutt und Geröll befreit wurde, steht sie nun täglich Besuchern offen. 120 Freiwillige helfen dabei mit, die die alte Festung zu erhalten und für Führungen zugänglich zu machen. "Wenn man oben auf der Burg steht, da geht einem das Herz auf", beschreibt eine Freiwillige ihre Motivation.
Seit Jahren wird Falkenstein im Sommer zur Reggae-Metropole. 10.000 Menschen pilgern in den alten Steinbruch zum Rise & Shine Festival. Nur heuer legen die Veranstalter eine Pause ein. 2018 soll es weitergehen
"Uns freut das, dass wir etwas zur Jugendkultur beitragen können", sagt der Bürgermeister Leopold Richter. Ihm liegen überhaupt die jungen Menschen besonders am Herzen. Personen, die sich nach Errichtung eines Wohnhauses mit Hauptwohnsitz melden, erhalten von der Gemeinde 30 Prozent Ermäßigung auf die Aufschließungsabgabe. Das soll vor allem Jungfamilien locken. "Das Angebot wird gut angenommen, es zieht viele Junge zu uns, was dazu beiträgt, dass die Einwohnerzahl gehalten werden kann."
Kunst
Langweilig wird es jedenfalls nicht. Das ganze Jahr über gibt es Veranstaltungen: Von der Sonnwendfeier auf der Burg über das Kellergassenfest bis zu Auftritten des Männerchors oder Musikvereins. Hinzu kommen künstlerische Schwerpunktwochen, die von dem Verein "Falkart" veranstaltet werden – wie etwa eine senegalesische Woche.
Um die spärlichen öffentlichen Transportmöglichkeiten auszugleichen wurde außerdem das FalkMobil ins Leben gerufen. Freiwillige fahren einem neunsitzigen Kleinbus in die umliegenden Ortschaften mit fixen Haltepunkten – wie ein Linienbus.
"Wir Falkensteiner halten eben zusammen, das ist das Schöne am Ort", sagt Vizebürgermeister Günter Bayer.