Großangriff der "Neffenmafia"
Grüß’ dich Tante Rosi, ich bin dein Neffe aus Deutschland und habe eine große Bitte." – So und mit ähnlichen Formulierungen versuchten Betrüger älteren Menschen Geld zu entlocken. Es war ein regelrechter Großangriff der von Kriminalisten als "Neffenmafia" bezeichneten Bande in Amstetten. Bei der Polizei wurden bis Montag 20 Anzeigen erstattet – von Opfern, die die Betrugsaktion am Telefon rechtzeitig durchschauten.
Bei dem Coup wurden am vergangenen Donnerstag vermutlich Dutzende betagte Personen binnen weniger Stunden telefonisch um Geld, Schmuck oder Goldmünzen angeschnorrt. Das Alter jener, die in Amstetten die Betrugsabsicht erkannten und bei der Polizei Alarm schlugen, liegt zwischen 57 und 88 Jahre. Immer gaben sich die Anrufer als entferntere Verwandte aus Deutschland aus, die dringend finanzielle Hilfe brauchen um eine Wohnung zu bekommen. Die Polizei schätzt, dass es noch eine Reihe von anderen Belästigten gibt.
Möglicherweise fanden die Gangster aber auch tatsächlich hilfsbereite Opfer und ergaunerten auch Geld.
Callcenter
Hinter der Neffen-Masche steckt mittlerweile eine gut organisierte und kaltschnäuzig agierende internationale Bande, wie das NÖ Landeskriminalamt aus ähnlichen Angriffen in den Bezirken Mödling oder Wien-Umgebung weiß. Über ein Call-Center in Polen werden Menschen mit Vornamen, die auf ältere Personen schließen lassen, aus den Telefonverzeichnissen ausgewählt und angerufen. In Amstetten wurden Namen wie Rosalinde, Maria, Otto oder Marianne angerufen.
Besteht nach dem ersten Telefonkontakt irgendwo eine Chance abzuzocken, tritt ein örtlich stationiertes Einsatzteam in Aktion. Die Opfer werden an ihren Wohnadressen observiert und sogar beobachtet, wenn sie das Geld von der Bank abholen. Wieder daheim, läutet dann ein angeblicher Bote beim Opfer an und holt das dringend benötigte Geld für den Verwandten ab.