NÖ: Sondereinheit macht Jagd auf Tiervergifter
Es war ein Vogelkundler, der Anfang Oktober 2015 auf einem Sonnenblumenfeld bei Stronsdorf im Bezirk Mistelbach eine grausige Entdeckung machte: 37 tote Rohrweihen lagen auf dem Boden verstreut, erschossen mit Schrotmunition. Noch nie zuvor, berichtete der WWF, wurden auf so kleinen Raum so viele illegal getötete Greifvögel entdeckt.
Ein paar Monate später mussten Tierschützer schon wieder Alarm schlagen. Im Raum Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf) wurden unter anderem die Skelettteile von einem Seeadler, sechs Mäusebussarden, einem Rotmilan und zwei Kolkraben gefunden. Experten waren sich nach Labortests sicher, dass die Tiere vergiftet wurden.
Gift-Attacken auf artgeschützte Tiere sind in Niederösterreich leider keine Seltenheit. Während es von 2004 bis 2013 eine Phase gab, wo nur sieben bis acht Straftaten registriert wurden, haben sich die tödlichen Angriffe in den vergangenen zwei Jahren verzehnfacht.
"Die Bestände der Seeadler und Kaiseradler haben sich zum Glück erholt. Bei manchen entsteht aber aus diesem Grund die Befürchtung, dass das Niederwild (Hasen, Füchse, Dachse, Anm.) dadurch geschädigt werden könnte", erklärt Christian Pichler vom WWF die dramatische Zunahme. Zudem, so der Experte, seien die Menschen sensibler geworden und würden Beobachtungen häufiger melden.
Hausdurchsuchung
Im Landeskriminalamt NÖ (LKA) beschäftigt sich die Gruppe Umweltkriminalität mit den Gift-Anschlägen auf Seeadler und Co. Die Truppe um Chefinspektor Josef Friedl ist sehr aktiv, geht jedem Hinweis nach. Im Fall Stronsdorf wurden schon Hausdurchsuchungen durchgeführt, der oder die Täter konnte aber noch nicht ausgeforscht werden.Fest steht: In den ausgelegten Ködern, die den Vögeln zum Verhängnis werden, wird immer wieder das Gift Carbofuran (siehe Box) entdeckt. Obwohl schon seit Jahren verboten, greifen die Täter auf das Insektizid zu. "In Österreich gibt es noch immer Restbestände. Zudem kann man es in östlichen Nachbarländern am Schwarzmarkt kaufen", sagt Friedl.Erschreckend ist, mit welchen perfiden Tricks die Tierquäler ihre Opfer anlocken: Vogeleier werden geöffnet, das Gift eingeführt und danach wieder mit Wachs verschlossen. Kriminalisten stellten auch schon Hasen-Kadaver sicher, in denen Reste von Carbofuran entdeckt wurden. "Damit werden die Vögel angelockt. Sie sterben einen sehr schnellen Tod", berichtet der Chefinspektor.Mit dem WWF und dem LKA arbeitet übrigens auch der Jagdverband zusammen. "Wir sind sehr daran interessiert, schwarze Schafe in unseren Reihen aus dem Verkehr zu ziehen", betont Geschäftsführer Peter Lebersorger.