Chronik/Niederösterreich

Gemeinde übernimmt Asylbetreuung

Ein Massenquartier in Asylcontainern wollte Marcheggs Bürgermeister Gernot Haupt verhindern. Mit Erfolg. Die bis zu 60 Flüchtlinge sollen auf private Quartiere verteilt werden. Die Suche läuft.

Bei der Betreuung geht die Gemeinde nun neue und vor allem eigene Wege. Denn im Gegensatz zur bisherigen Betreuung wird Marchegg sich selbst um die Asylwerber kümmern. Im Gemeinderat wurde nun die Gründung einer Asylbetreuungsgesellschaft beschlossen. Zwei bis drei weitere Gemeinden sollen noch folgen.

"Wir glauben nicht, dass wir die Betreuung besser als Private können." Die Gemeinde könne die Situation für sich aber besser managen, erklärt Haupt. Das Ziel: Flüchtlinge in der Bevölkerung sozial verträglich zu integrieren. Aber warum eine auf Gewinn ausgerichtete Gesellschaft? Bei einem Gemeinde-übergreifenden Verband müsste jede Entscheidung vom Gemeinderat abgesegnet werden. "In der Asylfrage müssen wir aber schnell entscheiden", argumentiert Haupt, fügt aber an: "Natürlich ist es das Ziel einer GmbH, Gewinne zu erwirtschaften." Diese sollen sozialen Projekten dienen.

Kritik hagelt es dafür von der FPÖ. Zwar müsse dringend eine Lösung für Unterbringung und Betreuung gefunden werden, Gemeinden sollen aber nicht ins Asylgeschäft einsteigen. FPÖ-Bezirkschef Herbert Steindl: "Dass man mit der Not der Asylwerber nun Kapital schlagen will, ist letztklassig."

Postenschacher

Auch das eine der vorgesehenen Geschäftsführerinnen bei der Gemeinde Marchegg mit 30 Stunden angestellt ist, ärgert Steindl: "Wo will sie die Zeit hernehmen. Als Geschäftsführer muss ich flexibel sein." In Lassee, einer möglichen Partnergemeinde, spricht Ortschef Karl Grammanitsch (ÖVP) "von einer Möglichkeit, die wir ins Auge fassen". Am Donnerstag wurden die Mandatare informiert. Nun beschäftigt sich ein Ausschuss mit dem Thema. Eine Entscheidung soll bis Ende September fallen.

Wenige Kilometer weiter, in Leopoldsdorf, werden in den nächsten Wochen bis zu 40 Asylwerber aufgenommen. Im Gegenzug zu seinem Amtskollegen Haupt hält Bürgermeister Thomas Nentwich (SPÖ) Container für die bessere Lösung: "Die Betreuung ist sicherlich einfacher." Ein ehemaliger Gemeinderat hat dafür sein Grundstück im Ortszentrum zur Verfügung gestellt. Warum er vor zwei Wochen diesbezügliche Maßnahmen als Lüge zurückgewiesen hat, beantwortet der Ortschef: "Die Chance hat sich unmittelbar danach erst ergeben."

Dem Marchegger Betreuungsmodell will sich Nentwich jedoch nicht anschließen. Die Betreuung soll eine professionelle Firma übernehmen. Die Container sind auf drei Jahre befristet.