Chronik/Niederösterreich

Für wenige Film-Sekunden berühmt

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Mich hat es interessiert, wie es hinter den Kulissen zugeht. Aber wenn ich gewusst hätte, wie anstrengend das ist, hätte ich meinen Urlaub anders genützt“, erzählt Franz Müllner aus Zwettl. Er war einer von zirka 150 gecasteten Komparsen, die bei den jüngsten Dreharbeiten für das Dokumentar-Drama „Karl der Große“ im Waldviertel in ein mittelalterliches Kostüm schlüpften und vor der Filmkamera standen. Für wenige Sekunden Ruhm nahmen Einheimische trotz hochsommerlicher Temperaturen Strapazen auf sich.

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Bereits nach der ersten Kameraeinstellung, die im Kapitelsaal des Zisterzienserstiftes Zwettl gedreht wurde, wirken die ersten Komparsen gezeichnet. „Vom Herumstehen tun mir die Füße weh. Ich fühle mich müder, als wenn ich normal gearbeitet hätte“, sagt Außendienst-Mitarbeiter Dietmar Zmill aus Gastern, Bezirk Gmünd. Dennoch sieht er die Statistenrolle als spannende Abwechslung. „Es sind Erfahrungen fürs Leben. Ich wollte immer schon wissen, wie es ist, vor der Kamera zu stehen“, erzählt Zmill. Sekunden später ist er wieder todernst und spielt in einer Prozessszene einen römischen Priester. Seine Aufgabe: ruhig stehen, entsetzt schauen und Kopf schütteln.

Authentisch

Nichts wird auf dem Filmset dem Zufall überlassen. Um die Lebensgeschichte Karls von der Geburt um 747 bis zum Tod 814 möglichst detailgetreu nachzustellen, wurden nicht nur authentische Drehorte im Waldviertel – neben dem Zisterzienserstift Zwettl auch die Burg Rappottenstein – ausgesucht, sondern auch die Komparsen gezielt ausgewählt, was in der Filmbranche nicht üblich ist. Damit die Statisten in die frühere, mittelalterliche Zeit passen, wurden sie geschminkt, dazu trugen sie wilde Langhaar-Perücken sowie mehrere dicke Mäntel und Überhänge gleichzeitig. „Es ist schon recht mühsam, mit dem dicken Gewand und bei dieser Hitze mehrere Stunden auf den Einsatz zu warten“, erklären die Statisten Rudolf Brunner aus Straß im Straßertal und Heinz Hahn aus Droß. Egal. Hauptsache, sie sind für ein paar Sekunden im Fernsehen zu sehen.

Das können sie aber erst am 9. Mai 2013 nachprüfen, wenn „Karl der Große“ in ARD und Servus TV ausgestrahlt wird. Anlass dafür ist das bevorstehende „Karlsjahr“ 2014, das an den Todestag vor 1200 Jahren erinnern soll. Mit zwei Millionen Euro Budget haben die deutsche Regisseurin Gabriele Wengler sowie die Autoren Robert Krause und Christoph Weber genügend Spielraum, um wissenschaftliche Hintergründe rund um den Kaiser dokumentarisch zu präsentieren. Während im Vorjahr alle Doku-Szenen gedreht wurden, stehen derzeit die Spielfilm-Teile auf dem Drehplan. Noch ist die Crew im Waldviertel unterwegs.