Chronik/Niederösterreich

Frauenpower im Qualitätswein

"Noch vor knapp drei Jahren gingen unsere Weinkenntnisse gerade mal soweit, dass wir wussten, ob uns der Wein schmeckt oder nicht", erzählen die beiden Schwestern und müssen schmunzeln.

Heidi (34) und Kerstin (28) Höckner stammen aus Utzenaich bei Ried in Oberösterreich und haben in Krems ihre "große Liebe" gefunden. Durch Zufall sind sie jetzt Besitzerinnen eines idyllisch gelegenen Terrassen-Weingartens mit Panoramablick auf Stift Göttweig und freuen sich, mit dem 2015er-Jahrgang ihren ersten von Behörden geprüften Qualitätswein präsentieren zu können. Die Geschwister versichern, dass in ihrem "Höckner Wein" ausschließlich Trauben stecken, die sie allesamt mindestens einmal in Händen hielten.

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Obwohl sie Vollzeit-berufstätig sind und ihre Eltern exakt 214 Kilometer entfernt leben, haben die Schwestern kein Problem damit, wenn sie alleine auch noch viele Stunden in ihrem insgesamt 4000 Quadratmeter großen Weingarten im Kremstal schuften müssen. Und das mehrmals wöchentlich, bis es finster wird. "Es ist aber die ganze Mühe wert, wenn man nach einem Jahr Arbeit sehen kann, was man geleistet hat", erzählt Kerstin, die um sechs Jahre jüngere Schwester von Heidi. "Wir sehen den Wein als flüssiges Gold, in dem unsere Handarbeit und Liebe steckt", betont die 34-Jährige, die durch ihr Studium im Bereich Gesundheitsmanagement nach Krems kam. Dass die beiden kaum noch Freizeit haben, nehmen sie gerne in Kauf, um zu zeigen, was sie können.

Vorurteile

Trotzdem sind sie traurig darüber, dass sie oft mit Vorurteilen zu kämpfen haben. "Nur sehr wenige trauen uns zu, dass wir genauso wie andere Winzer guten Wein machen können", sagt Kerstin Höckner, die nebenbei auch noch Jus studiert. "Wir arbeiten wirklich hart, setzen selber neue Rebstöcke, spannen Drähte und achten darauf, dass wir den Boden nur biologisch düngen", sagt Heidi: "Wenn wir irgendetwas nicht wissen, experimentieren wir, damit wir Erfahrungswerte für später sammeln können."

Umso mehr freuen sie sich jetzt darüber, dass ihr Wein schon nach so kurzer Zeit österreichischen Qualitätsstandards entspricht. "Wir dürfen unseren Riesling ab sofort als DAC Kremstal Reserve bezeichnet", strahlen die beiden Quereinsteigerinnen aus Oberösterreich, die Grünen Veltliner, Riesling, Muskateller, Rosé und Blauen Portugieser herstellen: "Jetzt können wir mit den anderen Winzern mitreden", betonen sie.

Zufall

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Ein zufälliges Zusammentreffen mit dem Vorbesitzer des Weingartens war vor zirka drei Jahren der Anfang ihres professionellen Weinexperiments. "Er gab uns die Chance, den Weingarten in traumhafter Lage zu kaufen", erzählt Heidi Höckner: "Wir haben lange überlegt, ob wir das machen sollen, weil es natürlich auch eine große Verantwortung ist." Mehrere Kurse und Seminare später sind sie offizielle Nebenerwerbswinzerinnen, deren Abenteuer ohne Hilfe und Unterstützung ihrer Eltern Erwin und Heidi nicht möglich wäre. "Daheim in Utzenaich haben wir den ehemaligen Pferdestall in ein Presshaus inklusive Kühlhaus und Weinkeller umgebaut", erzählen die Schwestern.

Sobald die Trauben im Herbst gelesen sind, kommen sie nach Oberösterreich, um sie noch am selben Tag verarbeiten zu können. "Wir legen ganz viel Wert auf Sauberkeit und sorgfältiges Arbeiten", sagt Kerstin. Und nur wenn sie körperlich an ihre Grenzen stoßen, lassen sie sich gerne von Männern helfen. Heuer rechnen sie damit, dass sie rund 1500 Flaschen Wein anbieten können.

Kontaktadresse: Höckner & Höckner, Ahornweg 1, 4972 Utzenaich: office@weingut-hoeckner.at


Herkunftsbezeichnung "DAC" für regionale Weine

„DAC“ steht für „Districtus Austriae Controllatus“ und ist eine Herkunftsbezeichnung für regionaltypische Qualitätsweine aus Österreich. Dieses Gütesiegel dürfen nur jene Weine tragen, die ihre Herkunft in unverkennbarer Weise repräsentieren, heißt es. Seit der Ernte 2007 kann das Kremstal die DAC-Bezeichnung bei den Rebsorten Riesling und Grüner Veltliner führen. Für kräftige Weine mit mehr als 13 Prozent Alkoholgehalt ist der Titel „DAC Reserve“ vorgesehen.