Chronik/Niederösterreich

Franz-Josefs-Bahn: Debatte um Streckenverlauf

Der KURIER-Bericht über die Ausbaupläne entlang der Franz-Josefs-Bahn hat in den betroffenen Regionen hohe Wellen geschlagen. Die neue Trassenführung im Waldviertel liegt noch nicht offiziell am Tisch, trotzdem heizen jetzt weitere Details die Debatte an.

Das oberste Ziel der Landesplaner ist, die Fahrzeit von Gmünd nach Wien deutlich zu verkürzen. Die Zielvorgaben schwanken zwischen 90 und 110 Minuten Fahrzeit. Voraussetzung dafür sind Streckenbegradigungen sowie eine Reduktion der Haltestellen. Derzeit schafft die Bahn auf den rund 164 Schienenkilometern eine Durchschnittsgeschwindigkeit von lediglich 70 km/h und bleibt in der Regel bis Wien-Heiligenstadt 16 Mal stehen.

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Jetzt durchgesickerte Pläne machen deutlich, dass die historische Strecke mit ihrem geschlängelten Verlauf nicht zu halten sein wird. Wahrscheinlich sind Begradigungen bei Göpfritz sowie Limberg-Maissau (siehe Grafik). Die Umfahrung von Ravelsbach bis Eggenburg hätte auch den Vorteil, dass die teure Renovierung der Limberger Hangbrücke wegfallen würde. Eine durchgehend begradigte Strecke, wie sie in einer Studie von 1991 vorgeschlagen wurde, wird aus Kostengründen – notwendig sind mindestens 500 Millionen Euro – nicht favorisiert.

Zornesröte

Ein Umstand, der dem umtriebigen Bahnaktivisten Gerald Hohenbichler die Zornesröte ins Gesicht treibt. Er schießt sich auf SPÖ-Landesrat Maurice Androsch ein, der zuletzt wieder die Forderung nach einer Autobahn ins Waldviertel erhob. "Ein vergleichbares Projekt ist die Mühlviertler Schnellstraße in Oberösterreich. Die kostet 718 Millionen Euro für 22 Kilometer. Mit diesem Betrag könnte man die Franz-Josefs-Bahn von Absdorf bis Gmünd zweigleisig so ausbauen, dass Züge mit bis zu 160 km/h fahren könnten."

Doch auch die schlanke Begradigungsvariante ist nicht unumstritten. Allentsteigs Stadtchef Jürgen Koppensteiner fürchtet um den Verlust seiner Anbindung: "Auch wenn eine Zeitersparnis insgesamt positiv zu sehen ist, können wir uns darüber nicht freuen. Ich bin schon gespannt, wie die Lösung aussehen wird", sagt Koppensteiner. Erst im Dezember mussten seine Pendler verkraften, dass der tägliche Express (16:58) am Bahnhof Allentsteig nicht mehr hält.

International

Kritik übt die Waldviertler Landtagsmandatarin Margit Göll (ÖVP): Dass Horn angebunden wird, ist ihr zu wenig. "Den Ausbau einer internationalen Strecke bei nicht einmal der Hälfte ’abzubrechen’, kann nicht Sinn und Zweck einer vernünftigen Investition sein." Dass sie die internationale Bedeutung anspricht, hat Gründe.

Denn Unterstützung für die Ausbaupläne kommt auch vom nördlichen Nachbarn. Dort regt sich starkes Interesse beim privaten tschechischen Eisenbahnunternehmen "LEO Express". Man sei interessiert an der weiteren Entwicklung des zentraleuropäischen Personenverkehrs und unterstütze den weiteren Ausbau der Franz-Josefs-Bahn nach Südböhmen, sagt Direktor Peter Koehler: "Ziel ist es, einen regelmäßigen Zugverkehr zwischen Wien und Prag über das Waldviertel und Südböhmen zu organisieren."