Chronik/Niederösterreich

Ferkel in "Geheimkeller" illegal geschlachtet

Ab und zu, erzählt der Altbauer, habe ihm ein Freund beim Schlachten geholfen. "Wissen’s Herr Rat, der ist manisch-depressiv. Für ihn war das eine Art Therapie." Zur Produktion begab man sich dabei in einen Geheimkeller, wie ihn Richter Slawomir Wiaderek bezeichnet. Eine Genehmigung für den Schlachtraum hatte die Landwirtsfamilie nicht, die Tiere wurden verkauft, ohne dass zuvor eine Kontrolle durch einen amtlich bestellten Tierarzt durchgeführt worden wäre. Einen Fleischbeschau-Stempel hatte man sich zuvor im Internet gekauft und entsprechend manipuliert. Jetzt muss sich die Familie wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und wegen des Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz verantworten.

Die ganze Geschichte ist das allerdings nicht.

Schon vor Jahren begannen die Landwirte mit dem Verkauf von Spanferkeln. Ein Mal pro Woche brachte man die Schweine in einen Schlachthof in der Region, das Fleisch wurden dann weiterverarbeitet. Die Geschäfte liefen immer besser, man gründete eine Kommanditgesellschaft (KG) – und stand dann vor einem Problem. Die Nachfrage wurde immer größer, die Bauern konnten aber auf Kundenwünsche nicht mehr flexibel agieren, weil es immer weniger Schlachthöfe gibt. So dürfte die Idee entstanden sein, ohne Beschau zu schlachten und zu verkaufen.

"Der Ankauf des Stempels war ein Riesenfehler", gibt Verteidiger Christian Reiter zu. Er betont aber auch, dass es sich bei dem Fall nicht um Betrug handle. "Es wurde niemand geschädigt. Es war keine B-Ware, die da verkauft worden ist." Und tatsächlich gab es kein einziges Mal Kritik an der Qualität des Fleisches.

Heute soll der Prozess am Landesgericht St. Pölten fortgesetzt werden.