Disco-König sucht Statthalter
Von Katharina Zach
Großraumdisco gefällig? 350 Quadratmeter mit zwei Bars, Licht- und Soundanlage – in Margarethen am Moos, Bezirk Bruck an der Leitha, wird ein neuer Pächter für das legendäre "White Star" gesucht. Der Betreiber, Disco-Urgestein Michael Legel, will kürzer treten und nur noch den angeschlossenen Stadel betreiben. 3100 Euro braucht der Neo-Disco-Chef. Ungeachtet des grassierenden Disco-Sterbens soll jemand bereits zugegriffen haben.
Das "White Star" ist im Wiener Umland seit Jahrzehnten ein Begriff. 1980 öffnete die Disco erstmals ihre Pforten. Sogar aus Wien strömten die Partygänger ins Nachtlokal. Doch das Geschäft sei zuletzt immer schwieriger geworden, meint Legel. "Es gibt für die Jungen viel zu viel Angebot an Festl’n." Und die Leute hätten immer weniger Geld. Während also die Kunden weniger werden, würden die Auflagen sukzessive zunehmen, sagte Legel. Ein Junger hätte aber vielleicht ein paar bessere, frischere Ideen für eine moderne Disco-Szene.
"Ich gebe es aber nur an jemandem, der Erfahrung mit Diskotheken hat", sagt der Betreiber. Und den will er gefunden haben. In Kürze soll der Vertrag unterzeichnet werden, die Disco künftig unter dem Namen "Eventbox" firmieren. Nach Umbauarbeiten könnte sie am 25. November wieder eröffnen. Der neue Chef müsse mit monatlich 3100 Euro und 15.000 Euro Ablöse rechnen. Ein Schnäppchen, meint Legel. Auch die Pizzeria im Gebäudekomplex soll verpachtet werden.
Konkurrenz
Ob das so einfach ist, wird von anderen Gastronomen skeptisch gesehen. Die Tanzlokal- und Disco-Betreiber stöhnen samt und sonders unter den hohen Auflagen und der Konkurrenz durch Vereinsfeste. Eine nach der anderen sperrten Discos zu. Das legendäre "Millennium" in Krems steht leer, das "Circle" in Waidhofen/Thaya wird ein Autohaus. Einst große Namen wie die "Nachtschicht" oder den Badener "Tanzpalast" kennen viele Jugendliche nicht einmal mehr.
Derzeit gibt es 317 Bars, Tanzlokale und Discos in NÖ. 2015 waren es noch 361 "Maximal eine Handvoll Discos geht heute noch gut", meint Kurt Reischer von der Fachgruppe Gastronomie der WKNÖ. Früher war die Diskothek der Treffpunkt der Jugend, heute würden sie immer größere Events suchen. Das bestätigt auch Helmut Preiser, der in Großreinprecht eine Disco betreibt und derzeit überlegt, juristisch gegen die Vereinsfeste vorzugehen. "Ich muss im Sommer vier Monate zusperren, weil kein einziger Gast kommt. Und mittlerweile beginnt die Festsaison schon fast im März." Heute würde fast niemand auf die Idee kommen, eine Disco zu pachten, wenn er Erfahrung hat. "Man braucht schon gute Ideen und Mut", bestätigt Reischer. Disco-Legende Legel ist trotzdem vom Erfolg überzeugt. "Der neue Pächter riskiert ja nichts. Um das Geld kriegt man nicht einmal ein Kaffeehaus."