Der Tod war schneller als die Justiz
Von Martin Wimmer
Seit mehr als drei Jahren kämpften Michaela Matzi, 44 und ihr Sohn Andreas, 26 aus St. Pölten um Schmerzensgeld für eine dramatische Sekunde, die ihr Leben auf den Kopf stellte: Sturm "Emma" schleuderte am 1. März 2008 direkt vor der Josefskirche eine Pappel auf das vorbei fahrende Cabrio der Familie und tötete Andreas' Freundin. Die anderen Insassen überlebten mit schweren Kopfverletzungen. Frau Matzi lag vier Wochen im Koma und litt ebenso wie ihr Sohn schwer unter den physischen und psychischen Folgen.
Nachdem ein Stadtgärtner strafrechtlich freigesprochen wurde, klagte Anwalt Martin Wandl aus St. Pölten am Zivilrechtsweg im Namen der Opfer-Familie 143.852 Euro ein. Schmerzensgeld und Schadenersatz für den zertrümmerten BMW. Ende 2010 konnten die Opfer einen Etappensieg feiern: In einem Zwischenurteil stellte des Landesgerichts St. Pölten Ende 2010 fest, dass "Ansprüche zumindest dem Grunde nach zu Recht" bestünden.
Versicherungsfrage
Doch die Stadt als Baum-Verantwortlicher legte Berufung ein, seither wartet man auf eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Wien. Vom Familienanwalt angebotene Vergleichsgespräche lehnten die Rathausmänner ab. "Das ist nicht Hartherzigkeit des Bürgermeisters, wie ihm vorgeworfen wurde, sondern eine Versicherungsfrage" argumentiert Stadt-Anwalt Georg Thum. "Die Versicherung der Kommune will kein Präjudiz für ähnlich gelagerte Fälle bundesweit schaffen."
Michaela Matzi kann den Ausgang ihres Verfahrens nicht mehr erleben. Die vom Schicksal hart getroffene Frau erlag einem Krebsleiden. "Traurig, dass es so tragisch endete" sagt Anwalt Wandl. Er hofft auf ein baldiges Urteil, damit zumindest der Sohn zu seinem Recht kommt.