Bürger befürchten City-Sterben
Von Jürgen Zahrl
Kein anderes Thema bewegt die Bewohner in Zwettl derzeit mehr als das geplante Einkaufszentrum (EKZ) in der Gartenstraße. Wie berichtet, hat der Investor Reinhold Frasl erstmals Pläne präsentiert, die zeigen, dass er auf einem ehemaligen Gärtnerei-Areal ein viergeschoßiges Shoppingcenter mit 35 bis 40 Geschäften und 560 Parkplätzen errichten will.
Während sich die ÖVP hinter das 45 Millionen Euro teure Projekt stellt und auf wirtschaftliche Impulse hofft, befürchten die Oppositionsparteien, mehrere Anrainer und Kaufleute ein Aussterben der Innenstadt, eine hohe Mehrbelastung und einen Verkehrsinfarkt.
Die Grün-Gemeinderätin Silvia Moser ist verärgert: „Es ist eigenartig, dass solch ein Großprojekt nur vor der ÖVP und nicht erst öffentlich präsentiert wurde.“ Seit Jahren fordere ihre Fraktion ausführliche Auskunft. Doch sowohl ihrer Partei als auch den Anrainern sei diese verweigert worden. Die Grünen lehnen genauso wie die Sozialdemokraten das EKZ explizit ab, weil sie viele Nachteile sehen. „Das Shoppingcenter zieht viel Verkehr an. Das hat massive, negative Auswirkungen auf die unmittelbaren Anrainer“, betont Moser.
Verkehrsproblem
Schon jetzt sei die Verkehrsbelastung in der Gartenstraße enorm. „Die Frequenz ist ein Wahnsinn. Wenn das EKZ offen ist, wird der Zustrom durch die Zulieferer auch in der Nacht hoch sein“, befürchten Franz und Hedwig Rößl. Ihr Haus befindet sich gleich auf der anderen Straßenseite. „Wir wollen nur in Ruhe leben können“, fordert das Ehepaar.
Der Lebensmittelgroßhändler Christof Kastner macht sich um die Innenstadt-Kaufleute Sorgen. „Die Relationen stimmen nicht. Für die Einwohnerzahl ist das EKZ überdimensioniert. Auch der Platz ist nicht geeignet. Das Areal befindet sich in einem Hochwasser-Risikogebiet“, erklärt Kastner. Trotz des geplanten Umbaus der Gartenstraße werde es zu einem Verkehrsinfarkt kommen: „560 Parkplätze bedeuten, dass zirka 2000 bis 5000 Fahrzeuge pro Tag zusätzlich unterwegs sein werden.“
Bürgermeister Herbert Prinz verteidigt die Pläne. „Bevor die Kunden das Geld in Krems oder Horn lassen, wollen wir, dass sie hier einkaufen. Natürlich müssen wir uns anstrengen und Akzente setzen, damit die City nicht ausstirbt. Schon jetzt gibt es Mietzuschüsse für Kaufleute, die in der Stadt ein Geschäft öffnen. Weitere Maßnahmen sind notwendig“, sagt Prinz. Investor Reinhold Frasl verspricht Anrainergespräche.