Borkenkäfer-Invasion in heimischen Wäldern
Von Jürgen Zahrl
„Das ist quasi eine Naturkatastrophe“, meint Waldbesitzer Franz Dintl aus Brunn an der Wild, Bezirk Horn (NÖ), als er auf eine riesige, kahl geschlägerte Fläche blickt. „Bis hier wieder mächtige Bäume stehen, dauert es Jahrzehnte.“ Dintl wirkt müde, betroffen und kann nicht glauben, welchen Schaden vier bis fünf Millimeter große Schädlinge in seinen Wäldern anrichten. Mit der Spraydose hat er bereits weitere befallene Bäume markieren müssen.
Derzeit sorgt eine Borkenkäfer-Invasion nicht nur in seinem Wald, sondern in vielen Teilen Nieder- und Oberösterreichs – punktuell auch in anderen Bundesländern – für einen Rekordbefall. Betroffen sind vor allem Fichtenmonokulturen. Die Experten der Landwirtschaftskammer sehen die Folgen des Klimawandels als Ursache und hoffen auf ein Umdenken bei den Waldbesitzern.
Dürrephase
Schon vor zwei Jahren löste die Dürre des heißen Sommers so große Schwierigkeiten aus, dass immense Fichtenbestände in den Wäldern zerstört wurden. Die Käfer – Buchdrucker und Kupferstecher heißen die häufigsten Arten – verursachten damals alleine in NÖ zirka 600.000 Festmeter Schadholz. „Heuer könnte das Ausmaß noch größer werden“, sagt Werner Löffler, Forstdirektor in der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer.
Damit die ohnehin schon prekäre Situation nicht noch schlimmer wird, sind die Waldbesitzer jetzt gefordert, den befallenen Bestand unverzüglich aus den Wäldern zu bringen, damit sich eine Käfergeneration nicht weiter vermehren kann. Denn das Ziel muss sein, ein drittes Ausschwärmen des Borkenkäfers im heurigen Jahr – eine Phase im Frühjahr und eine im Sommer sind üblich – zu verhindern. „Nur durch regelmäßige und genaue Kontrollen kann ein Käferbefall rechtzeitig erkannt und wirksam bekämpft werden“, sagt Franz Fischer, Obmann des Waldverbands NÖ.
Wirtschaftlicher Schaden
Besitzer Dintl rechnet bereits mit großen finanziellen Einbußen. Immerhin musste er schon 1,5 von seinem 15 Hektar großen Waldbestand schlägern. Einerseits verliert befallenes Holz 30 Prozent des Wertes, andererseits fallen die Preise durch das große Holzaufkommen in den Keller. „Auch das Aufforsten kostet viel Geld und macht jede Menge Arbeit“, betont Dintl.
Nächste Woche ist in NÖ ein Runder Tisch geplant, bei dem in Abstimmung mit Sägewerksbetreibern und Land weitere Maßnahmen gesetzt werden sollen, um die Lage in den Griff zu bekommen.
Dass der Rekordbefall auf den Klimawandel zurückzuführen ist, davon sind die Experten überzeugt. „Seit Jahren predigen wir, dass es nicht sinnvoll ist, nur auf die Fichte zu setzen“, sagt Löffler. Allerdings sei jetzt ein Punkt erreicht, der zum Umdenken anrege: „Da tut sich was.“ Experten raten, in Zukunft auf Monokulturen zu verzichten und stattdessen Mischwälder zu etablieren, um die Bestände klimafit zu machen: Tanne, Lärche oder Kiefer und Ahorn oder Eiche seien gemeinsam widerstandsfähiger gegen Schädlinge und anpassungsfähiger bei Umwelteinflüssen, betonen sie.