B 37 "verleitet zum Schnellfahren"
Von Jürgen Zahrl
Ausgerechnet an jenen Stellen, die dreispurig ausgebaut sind, waren in den vergangenen fünf Jahren fast alle Verkehrstoten (insgesamt 15) auf der Bundesstraße B 37 zu beklagen. Das belegen aktuelle Aufzeichnungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV). Das Ergebnis einer Analyse: Der subjektive Sicherheitseindruck durch den dreispurigen Ausbau verleite die Autofahrer anscheinend dazu, schneller zu fahren und riskanter zu überholen.
Obwohl das Land NÖ inzwischen zahlreiche Baumaßnahmen setzt, um die B 37 noch sicherer zu machen, der KURIER berichtete, zeigt die zitierte Analyse, dass eigentlich fast alle Unfälle zwischen Rastenfeld und Krems in Folge menschlichen Versagens passiert sind.
ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger meint, die Ursachen zu kennen: "Durch den Ausbau der Strecke glauben viele, dass sie jetzt zügiger fahren können. Sie denken dabei an eine Schnellstraße und haben als Höchstgrenze 130 Stundenkilometer in den Köpfen, obwohl sie aber nach wie vor nur 100 fahren dürfen." Im Gegensatz zu Autobahnen seien Bundesstraßen aber viel gefährlicher, weil hier die Kurvenradien enger sind und Trennwände sowie Pannenstreifen fehlen.
Die modernen Autos seien mittlerweile auch so konstruiert, dass die Lenker das Fahrgefühl hätten, bei 100 Kilometern pro Stunde nicht mehr vorwärts zu kommen. Hinzu komme, erklärt Seidenberger, dass sich Autofahrer durch Stress und Ungeduld getrieben fühlen und deswegen riskant unterwegs seien. "Oft kann man beobachten, wie die Pkw-Lenker in einer Kolonne mit der Zeit die Fassung verlieren und verzweifelt nach Überholmöglichkeiten suchen", sagt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin: "Die vergessen allerdings, dass sie mit ihrer Fahrweise maximal fünf Minuten Zeit einsparen." Inzwischen sind solche heiklen Szenen tagtäglich auf der B 37 zu beobachten, wie viele Autofahrer berichten.
Trend
Als beunruhigend bewertet Seidenberger einen neuen Trend, der die Autofahrer in eine unnötige Risikobereitschaft treibt: "Viele sehen es als Anreiz, schneller am Ziel zu sein, als es das Navi zeitlich errechnet hat", schildert Seidenberger. Um den Lenkern den Druck und die Ungeduld zu nehmen, kann sich die Verkehrspsychologin eine Maßnahme vorstellen, die Abhilfe schafft: Und zwar Hinweisschilder, auf denen angekündigt ist, wielange es noch dauert, bis es risikolose Überholmöglichkeiten gibt - bei Autobahnbaustellen sind solche Tafeln bereits im Einsatz.