Chronik/Niederösterreich

Auf roten Sohlen durch die Wüste

250 Kilometer, sieben Tage, Temperaturen von über 50 Grad und mehr als hundert verschwitzte Gesichter. Was für viele ein Drama ist, ist für Kabarettist und Theaterakteur Helmut Tschellnig mittlerweile eine Bühne geworden.

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Der 61-Jährige absolvierte bereits vier Wüstenmarathons und gewann sogar im vergangenen Jahr im Rahmen der "4 Deserts Series" das Sahara Race in Namibia in seiner Altersklasse, M 60. Und das, obwohl der gelernte Tischler eigentlich ein "Spätzünder" ist. "Ich habe mich erst mit 50 Jahren mit dem Wüstenvirus infiziert", erzählt Tschellnig. Doch der Marathon des Sables in Marokko hatte es ihm 2006 so angetan, dass der ehemalige Radquerfeldein-Profi auch bei drei anderen Wüstenläufen antrat. Für den Purkersdorfer ist es eine Sucht geworden. "Ich brauche das. Das ist alles eine Zugabe", sagt der Niederösterreicher und schmunzelt.

Feigen und Datteln

Am Anfang war Tschellnig nicht nur rot auf den Sohlen sondern auch grün hinter den Ohren. "Ich bin einmal mit Käsespätzle in die Wüste gefahren. Die habe ich aber nicht warm gekriegt. Dann musste ich mich eine ganze Woche nur von Kartoffelpüree ernähren. Beim Rückflug wurde mir dann im Flugzeug wieder Kartoffelpüree aufgetischt", erzählt er.

"Jetzt renne ich mit Datteln und Feigen durch die Wüste. Jede Stunde esse ich abwechselnd eine Dattel oder eine Feige. Dann hat der Magen was zu tun. Am Abend gibt es dann eine gescheite Mahlzeit." Mindestens 16.000 Kalorien müssen die Teilnehmer bei einem solchen Ultramarathon bei sich tragen. Das ist Vorschrift.

Nach 20 Uhr Totenstille

Ein Nenngeld von 3900 Dollar wird vor Antritt kassiert. "In den ersten vier Tagen rennt man 40 Kilometer. Am fünften dann das doppelte. Diese Strecke kann man auch auf zwei Tage aufteilen. Wir nennen sie die Todesetappe", erklärt Tschellnig. Am letzten Tag wartet auf die Teilnehmer dann der "Abschlusssprint" von 10 Kilometern. Bis zu zwölf Stunden sind die Sportler täglich unterwegs.

Nach jedem Tag werden die Teilnehmer dann bei einem Camp empfangen. "Nach 20 Uhr ist es totenstill. Da rasten sich alle aus", erzählt er. Ab 5 Uhr stehen die ersten Sportbegeisterten wieder auf. Start ist meistens um 8 Uhr.

"Wenn die Leute das Ziel erreichen, brechen alle Dämme. Da liegen sich die Teilnehmer teilweise in den Armen und weinen", erzählt er. "Ich habe das jetzt vier Mal gemacht, und man muss das mindestens einmal erleben. Die Leute helfen sich gegenseitig, weil sie ein gemeinsames Ziel haben. Es schweißt einfach zusammen."

Will hoch hinaus

Für das nächste Projekt wird bereits fleißig trainiert. Es ist Neu- bzw. Bergland. Denn im November bestreitet Tschellnig einen 250 Kilometer-Run im südamerikanischen Patagonien. Die Trainings werden direkt in Purkersdorf, der Umgebung oder im Lainzer Tiergarten angesetzt. "150 Kilometer, sechs Tage die Woche. Montag habe ich dann sozusagen frei – wie die Friseure", sagt der 61-Jährige mit der unverkennbaren weißen Mähne.

Die lustigsten Eindrücke seiner vier Wüstenläufe erzählt der Kabarettist in seinen Solo-Programmen. Und weil es (sich) so gut läuft, wird im Oktober dann auch sein erstes Buch erscheinen – mit dem Titel "Lebe deinen Traum".