Chronik

"Das sind richtige Kampfgelsen"

Das Strandcafé an der Alten Donau ist bei den heißen Temperaturen restlos ausgebucht. Vor allem die Terrasse über dem Wasser ist beliebt. Allerdings nicht nur bei den Gästen, sondern auch bei den Gelsen.

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„Das sind mittlerweile richtige Kampfgelsen – die stechen sogar durch die Hose“, erzählt Kellner Jimmy. Das bestätigt auch Kollege Patrick. Er ist seit drei Jahren in dem Lokal tätig und findet: „Heuer sind die Gelsen besonders mühsam.“

Deshalb hat fast jeder Mitarbeiter sein eigenes Anti-Mücken-Spray dabei. Des Öfteren wird dieses auch an Kunden verborgt: Denn die säßen nur da, damit seien sie noch leichteres Opfer für die stechenden Plagegeister, so die Kellner.

Anti-Gelsen-Spray

Welches Mittel allerdings das wirksamste ist, darauf konnten sich die Mitarbeiter noch nicht einigen. Jimmy hingegen verwendet das türkische Mittel „Limon Kolonyasi“: „Eigentlich ist das ein Aftershave. Es brennt auch furchtbar auf der Haut. Aber: es wirkt.“ Kellner Erich schwört auf „Anti Brumm Forte“. Dieses Mittel ist zwar Testsieger bei Stiftung Warentest, allerdings warnen Experten vor zu häufiger Verwendung, vor allem bei Kindern aufgrund des aggressiven Wirkstoffs DEET. Trotzdem will Erich kein anderes Mittelchen: „Andere sind doch mehr Lock- als Schutzmittel.“

Auch die Bewohner der umliegenden Kleingärten klagen über die vielen Insekten. „Im Gebüsch sind sie besonders lästig“, meint ein Anrainer. Die meisten Häuser sind sicherheitshalber mit Fliegengitter ausgestattet. Wer länger im Garten sitzen bleiben will, zündet „Citronella“ an – Anti-Gelsen-Kerzen.

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Monika Reitlinger, die seit zwölf Jahren den Sommer an der Alten Donau verbringt, flüchtet um 18 Uhr aus dem Garten. „Dann werden sie so richtig lästig.“ Die Freunde Christian, Barbara und Andreas ziehen sich abends auf ihr Baumhaus im Walnussbaum zurück. Denn: diesen Baum mögen Gelsen angeblich nicht. „Ebenso wie Lavendel“, erklärt Barbara.

Essigwasser

Mit den Gelsen zu leben gelernt haben auch Christina, Andreas, Christian und Claudia Eylander. Die Familie aus Wien hat seit 15 Jahren ein Häuschen in der Klosterneuburger Strandbad-Siedlung. Bis zum kühlen Wasser des Donau-Altarms sind es nur wenige Schritte – dafür gibt es Abend für Abend eine summende Invasion.

„Wegen des Hochwassers ist es heuer besonders schlimm“, sagt Christine Eylander. Das Geheimrezept der Eylanders ist altbewährt: „Wir nehmen Essigwasser. Die Gelsen mögen den Geruch nicht, und bei schon vorhandenen Stichen kühlt das Essigwasser die Haut.“

In der Abenddämmerung sei es zur Zeit allerdings trotz aller Hausmittel und elektrischer „Gelsengrills“ unerträglich: „Dann packen wir zusammen und fahren nach Wien.“

Leichter hat es da Nachbarin Irmtraut Aigner: Sie hat ihr Sommerhaus im Strandbad rundum mit Fliegengittern geschützt: „Damit können wir sogar mit offenen Fenstern problemlos schlafen.“

„Seit ich mich erinnern kann, war es noch nie so extrem “, sagt Fritz Tösch vom Restaurant Nyikospark in Neusiedl am See über die heurige Gelsenplage. Ab 21 Uhr nehmen die Gäste die Teller in die Hand und flüchten ins Lokal. Die Gründe für die derzeitige Gelseninvasion sieht Tösch darin, dass der Neusiedler See einen hohen Wasserstand hat, der See im Winter nicht zugefroren war und in den hohen Temperaturen. Deshalb stieg die Population der Gelsen und „die Konsumation der Gäste nimmt hingegen ab.“

Für Fritz Tösch sei jetzt die Politik gefordert. Sie müsste Maßnahmen setzen wie zum Beispiel im Deutschen Rheingau, wo Eiweißprodukte die Gelsen-Population minimieren.

Seit 2000 sind in der „Gelsenreitschule“ in Mörbisch die Insekten kein Thema mehr. „Auch wenn es uns niemand glaubt, wir spritzen kein Gift für die Vertreibung“, sagt Dietmar Posteiner, Geschäftsführer der Mörbischer Seefestspiele. Grund dafür sei, dass man vor 13 Jahren den Holzzaun rund um die Tribüne durch eine Fertigbetonwand ersetzt hat, und somit die Brutstätte für die Gelsen verloren ging. Und da sich die Gelsen nur 100 Meter von ihrer Brutstätte entfernen, hat sich das Problem von selbst gelöst. „Am Parkplatz hingegen werden wir uns weiter mit den Gelsen abmühen müssen.“ Gesprüht wird in den Garderoben der Künstler mit Hausmitteln , „denn dort haben wir sie.“

Verblüffend

Sozusagen als echte Wohlfühloase für die Plagegeister könnte man das „Schwimmcafe“ in Eisenstadt vermuten. Liegt das Restaurant doch unmittelbar am Maschinenteich im Schlosspark. Aber: „Es ist verblüffend, doch die Gelsen sind nicht wirklich ein Thema“, schildert Inhaber Kurt Zänglein. Freilich gebe es auch dort die Blutsauger, von 21 bis 21.30 Uhr würden sie einfallen, „aber das ist gar nicht dramatisch“. Als Grund dafür sieht der Gastronom den ständigen leichten Luftzug, der den Gelsen einen Strich durch die Rechnung machen dürfte. Sollte doch von einer Plage die Rede sein, setzt Zänglein – wegen des bei den Insekten verhassten Windes – Ventilatoren sowie eine neue Geheimwaffe ein: Ein Gelsenabwehrgerät, das mit Butangas betrieben wird und „im Umkreis von zwei Metern einen unsichtbaren Vorhang erzeugt.“

Kein Thema

Gar kein Thema mehr sind die Gelsen in Bernstein, Bezirk Oberwart. „Bis in die Abendstunden sitzen die Gäste draußen, ohne lästige Gelsen“, erklärt Thomas Diezl, Betreiber der Kantine 48 beim Naturschwimmbad in Bernstein. Trotz der unmittelbaren Nähe zum Wasser verirren sich kaum Gelsen hier her. „Wir haben noch nichts bemerkt und sind auch noch nicht gestochen worden“ , erklären drei Gäste beim Mittagessen. Laut Diezl seien vor allem die Frösche im Badesee der Garant für weniger Gelsen. „Wir setzen keine Chemie ein“, sagt Diezl.

Alte Donau

Monika Reitlinger, die seit 12 Jahren den Sommer an der Alten Donau verbringt, flüchtet um 18 Uhr aus dem Garten. „Dann werden die Gelsen so richtig lästig.“

Die Freunde Christian, Barbara und Andreas ziehen sich abends auf ihr Baumhaus im Walnussbaum zurück. „Wegen des Hochwassers ist es heuer besonders schlimm“, sagt Christine Eylander aus Wien. Ihr Geheimrezept: „Wir nehmen Essigwasser. Die Gelsen mögen den Geruch nicht, und bei schon vorhandenen Stichen kühlt es die Haut.“

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