Dachboden kehren bei 60°
Kaum eine Berufsgruppe wird auf der Straße so oft angelächelt. „Menschen drehen an ihren Knöpfen, wollen mir die Hand schütteln oder einen Strich Ruß ins Gesicht haben“, erzählt Kathrin Resch. „Der Glaube, dass wir Glück bringen ist in jedem Fall noch vorhanden.“ Die 30-Jährige ist Rauchfangkehrerin in Perchtoldsdorf (NÖ).
Doch im Sommer kann dieser Beruf ganz schön anstrengend werden. „Am heißesten ist es auf den Dachböden. Da kann es bis zu 60 Grad bekommen. “ Dabei gibt es gerade in den Sommermonaten genug zu tun. Einfamilienhäuser kehren, Öl- und Festbrennstoffkessel reinigen und Baustellen besichtigen.
Am Rekordhitzetag letzte Woche hatte sie erstmals ein kurzes T-Shirt unter der Latzhose. Angenehm war es trotzdem nicht: „Der Staub krabbelt überall hin. In der Dusche war ich komplett schwarz.“
Deshalb zieht die Rauchfangkehrerin auch bei hohen Temperaturen lieber lange Kleidung an. Denn das viele Herumkriechen auf Dachböden sei in kurzen Hosen kein Vergnügen. „Überall ist Dreck und Spinnweben.“ Und dann kommen noch die Wespen dazu.
„Die sind im Sommer unser größtes Problem.“ Letzte Woche stieß sie beim Säubern eines Kamins sogar auf ein Hornissennest. In einer ersten Panik verließ sie fluchtartig den Raum. „Aber man kann ja nicht einfach gehen. Meine Bürste steckte ja auch noch im Rauchfang.“ Also ging sie wieder zurück und begann ganz langsam und vorsichtig zu arbeiten. „Und es ist dann alles gut ausgegangen. Kein Stich.“
Trotz der Hitze und der stechfreudigen Insekten genießt die Perchtoldsdorferin ihren Beruf. „Man ist ständig an der frischen Luft und hat viel mit Leuten zu tun. Und die Kunden sind alle sehr nett.“ Oftmals bekommt die Rauchfangkehrerin Getränke oder Obst angeboten.
Und dann ist da noch die Sache mit der Aussicht. Es gibt ein Dach, dessen Ausblick Kathrin Resch besonders genießt. „Das ist ziemlich hoch oben, so etwa zwölf Meter. Wenn ich im Herbst so um sieben Uhr hinaufsteige, gerade rechtzeitig zum Sonnenaufgang, dann ist das ein unglaubliches Gefühl.“ Das mache alle Anstrengung wett. „Andere Menschen fahren wer weiß, wie weit um so etwas zu sehen.“
Wer ist Ihr Hitze-Hero? KURIER-Leser können ab sofort mitentscheiden. Gesucht sind Menschen, die trotz oder vielleicht gerade wegen des schönen Wetters besonders hart arbeiten müssen.
Es werden 25 Kandidaten präsentiert. Am Ende jeder Woche wird ein Wochensieger gekürt. Aus dem Kreis der Wochensieger werden drei Gesamtsieger ermittelt.
Der erste Platz erhält ein Komplett-Bad vom österreichischen Keramiker Laufen. Der Zweitplatzierte darf eine Woche im Hotel Spirodom Admont im Nationalpark Gesäuse verbringen. Der dritte Platz: ein 5-Tage-Aufenthalt im Hotel „Das Goldberg“ in Bad Hofgastein.
Vierter Wochensieger ist Dachdecker Felix Pauller. Der 38-Jährige ist seit 23 Jahren auf Wiens Dächern unterwegs. Dabei ist er oft großer Höhe und Hitze ausgesetzt.