WK-Präsident Nemeth rügt das Land
Von Georg Gesellmann
Es ist nicht zu übersehen: Wahlen stehen an. Sowohl in der Wirtschaftskammer als auch für den Landtag. Der Ton wird daher rauer. Und es wird scharf geschossen. So zum Beispiel vom Wirtschaftskammer (WK)-Präsident Peter Nemeth. Dass man Aussagen von Politikern nicht immer gleich als „bare Münze“ hinnehmen sollte, sei mittlerweile hinlänglich bekannt, so Nemeth, aber: „Dass Fiktion und Wirklichkeit dermaßen weit auseinandergehen, ist schon bedenklich.“ Er sehe die immer häufigere Praxis, Politik als bloße Marketingübung zu sehen und weniger darauf zu schauen, was wirklich Sache ist.
Dass Nemeth sich verschärft ins Zeug legt hat einen Grund: nämlich die SPÖ-Klubklausur dieser Woche, wo der Slogan „Bau auf Burgenland – burgenländisch arbeiten“ „gedroschen“ wurde, währenddessen zur gleichen Zeit in Müllendorf auf einer vom Land geförderte Baustelle ausschließlich ausländische Firmen zum Zug kämen. Für den Präsidenten „ein Affront für Land und Leute: Was sollen sich Unternehmer und Arbeitgeber denken, wenn sie solche Ankündigungen hören und dann an einer Baustelle vorbeifahren, wo keine einzige heimische Firma arbeitet.“
SPÖ-Klubobmann Christian Illedits will die Causa Müllendorf so im Raum nicht stehen lassen. „Das ist eine rein private Firma, übrigens Wirtschaftskammermitglied, und die ist keinem Vergabegesetz oder Kriterien unterworfen“, sagt Illedits. „Hier werden Äpfel mit Birnen vermischt.“ Man sei „natürlich“ seitens des Landes bemüht, burgenländischen Firmen zu fördern.
Nemeth betont, dass es hier nicht um die Verhinderung von fairem Wettbewerb gehe, sondern lediglich um Ehrlichkeit und eine intelligente Vergabepraxis: „Unser Vergaberecht bietet ausreichend Möglichkeit, damit heimische Unternehmen zum Zug kommen können. Man hat aber immer öfter den Eindruck, dass viele Auftragsvergeber das gar nicht wollen, weil hier Neidgedanken im Vordergrund stehen.“
Zu wenig nachgedacht Es werde bei öffentlichen Aufträgen zu wenig darüber nachgedacht, welche Möglichkeiten burgenländische Firmen haben. Nemeth nennt ein Beispiel: für eine Volksschule im mittleren Burgenland wurden Kunststofffenster beantragt, obwohl es im Burgenland keine einzige Firma gibt, die Kunststofffenster erzeugt. „Aber ist es nicht wichtiger, dass Fenster ihren Zweck erfüllen? Aus welchem Material sie sind ist doch völlig egal“, meint Nemeth.