Chronik/Burgenland

Von der Puszta in die Storchenstadt

Trüb ist es an diesem Montagnachmittag in Rust. Der Regen vertreibt Touristen und Einheimische, die sich sonst in Scharen am Rathausplatz tummeln. Bei solch einem Wetter, an dem man sprichwörtlich nicht einmal seinen Hund vor die Türe jagt, setzt man sich gerne in eine warme Stube. Die Freistadt hat hinsichtlich Kulinarik viel zu bieten. Ein Wirtshaus direkt im Herzen der Stadt ist der Rathauskeller. Ilona Kovacs und ihr Mann Bendergus Boros haben den rund 100 Jahre alten Keller vor acht Jahren gepachtet. "Seit den 1920er Jahren gibt es das Restaurant. Bis 2004 wurde es von unserem Vorgänger betrieben. Dann stand es leer und 2009 haben wir es schließlich übernommen", erzählt der Chef des Hauses.

Boros und seine Frau stammen aus Ungarn und haben beide Koch-Kellner gelernt. "Ich bin in der Gastronomie aufgewachsen. Schon als kleiner Bub bin ich bei meiner Mutter in der Küche gestanden und habe ihr beim Kochen geholfen", erzählt Boros. Die Berufswahl sei ihm daher nicht schwer gefallen. "Es war für mich immer klar, dass ich Koch-Kellner lerne."

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Die Arbeit war es auch, die Ilona Kovacs und Bendergus Boros nach Rust verschlagen hat. "Wir haben beide hier in der Gastronomie gearbeitet", sagt Boros. Auch als Kind sei er oft in Rust gewesen. "Das Ambiente der Stadt hat mir schon immer gefallen."

Rezepte aus der Heimat

Als die beiden erfahren haben, dass der Rathauskeller verpachtet wird, haben sie schließlich die Chance beim Schopf gepackt und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Dabei sei ihnen eine Bedingung von der Gemeinde ans Herz gelegt worden: "Wir mussten versprechen, die Bohnensuppe weiterhin auf der Speisekarte zu haben", sagt Boros und lacht. Das Rezept sei ihnen vom Vorgänger weitergegeben worden. Seit 50 Jahren würde die Suppe nach diesem Geheimrezept gekocht werden. "Unsere Gäste schwören darauf", sagt der Chef.

Auf der Speisekarte stehen neben der typisch burgenländischen Bohnensuppe hauptsächlich Gerichte aus ihrer alten Heimat Ungarn. "Am beliebtesten ist das Szegediner Krautfleisch. Das geht am besten."

Hat man nach einer deftigen Hauptspeise noch Gusto auf einen süßen Abschluss, empfiehlt der Chef ein klassisch ungarisches Dessert: "Unsere Somlauer Nockerl sind die besten."

Die Zutaten stammen zum Großteil von Produzenten aus der Umgebung. "Die Produkte beziehen wir so gut es geht aus der Region. Das Fleisch kommt direkt aus Rust", sagt Boros.

Während die Hauptsaison mittlerweile vorbei ist, bereiten sich die Wirtsleute nun auf die bevorstehenden Veranstaltungen vor, die Rust auch in der trüben Jahreszeit zu einem Publikumsmagneten im Land machen.

"Da wir hier im Zentrum liegen, ist eigentlich ständig etwas los. Bis Martini ist "Gans Rust", am 4. und 5. November findet der Ruster Herbst statt und Mitte November beginnt die Ruster Adventmeile", sagt Boros. Dementsprechend viele Gäste werden im Rathauskeller erwartet. "Im Winter, wenn der See nicht zugefroren ist, wird es ruhiger."