Chronik/Burgenland

Vom unbeliebten Eindringling zur angesehen Chefermittlerin

Als erste Frau bei der burgenländischen Gendarmerie hatte es Brigitte Brunner-Riepl im Jahr 1984 nicht leicht. Viele ihrer älteren Kollegen sahen sie als Eindringling in die Männerdomäne und machten keine Anstalten ihre Antipathie zu verbergen. Machohafte Aussagen wie "mit den Weibern werden wir keinen Dienst machen" bekam die damals 24-Jährige zu hören.

Dennoch ließ sich die Tochter eines Gendarmeriebeamten nicht von ihrem Weg abbringen. Gleich von Beginn an wurde sie im Landeskriminalamt auf Sexualdelikte angesetzt. Seit dem Jahr 1997 leitet die 55-Jährige den Einsatzbereich. Für diesen heiklen Job brauchen Polizisten eine Extraportion Feingefühl.

"Wir müssen Opfer dazu bringen mit einem Wildfremden über ihre Sexualität zu sprechen", erklärt Brunner-Riepl. Was sie dabei zu hören bekommen, ist nicht leicht verdaulich.

Es kommt selten vor, dass die Chefermittlerin psychologische Unterstützung für sich und ihr Team anfordert. Nur bei extrem schwierigen Fällen wie etwa der Tötung eines Kindes bei der Geburt. "Da war es notwendig", sagt Brunner-Riepl. Supervision sei bei der Polizei kein großes Thema "viele glauben, dass sie Schwäche zeigen, wenn sie sich Hilfe holen", sagt Brunner-Riepl.

Trotz Aufarbeitung bleiben manche Verbrechen lange im Gedächtnis. Der Missbrauchsfall im Südburgenland, wo eine 11-Jährige von ihrem Stiefvater missbraucht und geschwängert wurde, ist der Kriminalpolizistin bis heute lebhaft in Erinnerung. Auch der Fall einer Familie, deren vier kleine Töchter an Männer "vermietet" wurden , beschäftigte sie noch sehr lange. Bei den oft stundenlangen Vernehmungen baue man eine Beziehungen zu den Opfern auf. "Selbst wenn man noch so professionell umgeht, berührt es einen", sagt die Ermittlerin.

Für sie ist der Austausch mit Kollegen wichtig und Gespräche mit ihrem Mann – ebenfalls ein Polizist. Beim Motorradfahren, Segeln und Tauchen kann sie neue Energie für ihren stressigen Job tanken.

Pionierarbeit

Heute hätten es weibliche Kolleginnen leichter, sie werden akzeptiert. Trotzdem fühle man sich als Frau bemüßigt, immer noch ein bisschen mehr zu geben als andere, glaubt die leitende Kriminalbeamtin. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist schwierig. Sie selbst hat keine Kinder.

Bei einem Job mit Wochenend- und Nachtdiensten und bis zu 120 Überstunden im Monat "bleibt nicht viel Zeit für ein geregeltes Familienleben", sagt Brunner-Riepl.