Chronik/Burgenland

Umfahrungsstraße Schützen: Archäologen geben grünes Licht

Das ist ja fast so etwas wie das Wunder von Schützen. Da hat die hohe Politik noch schnell vor dem Wahlsonntag die Schaufeln geschwungen und jetzt stehen die Bagger still", freut sich ein Schützener über die Nachricht, dass bei den Erdverschiebearbeiten für die umstrittene Umfahrungsstraße historische Funde freigelegt wurden.

Entdeckt wurde unter anderem der Sarkophag eines Kleinkindes samt Grabbeigaben aus Glas und Keramik, darunter ein als selten geltender Faltenbecher.

"Es handelt sich um ein römisches Gräberfeld. Bisher haben wir nur dem Boden entnehmbare Dinge gefunden", sagt Landesarchäologe Hannes Herdits. Für den Experten ist es nicht überraschend, dass man in diesem Gebiet auf historische Funde gestoßen ist, liegen die Flächen doch entlang der Bernsteinstraße, einer Handelsroute aus dem Altertum.

Dokumentation

Dass der Bau der Umfahrungsstraße nun gefährdet sein könnte, verneint Herdits: "Seitens der Archäologie können wir grünes Licht geben. Wir werden die Funde entnehmen und dokumentieren und dann kann die Straße wie geplant gebaut werden."

Herdits räumt aber auch mit Illusionen auf, was den möglichen Fund von Mauerwerk betrifft.

"Die Leute denken sofort immer an Carnuntum. Doch dort ist das meiste nur rekonstruiert. Eine römische Mauer, die 2000 Jahre lang den Wechsel von Frost und Tau hinter sich hat, kann nicht einfach im Felde erhalten bleiben", betont der Experte.

Mit Verzögerungen beim Bau der Umfahrungsstraße sei wegen der Funde nicht zu rechnen, denn das Zusammenspiel von Archäologen und Baufirmen lasse sich genau planen.

Wie berichtet fand am 20. September dieses Jahres nach elfjährigem Ringen der Spatenstich für den Bau der Umfahrungsstraße statt. Damit soll die Gemeinde Schützen am Gebirge vom Verkehr entlastet werden. Doch das Straßenprojekt hat die Bevölkerung gespalten. Läuft alles nach Plan, soll das 5,2 Kilometer lange Straßenstück Ende 2014 für den Verkehr freigegeben werden.