Chronik/Burgenland

Teller für Bedürftige bleiben leer

"Wir können schon seit einigen Wochen kein Essen mehr ausgeben", sagt Andrea Roschek von der Pannonischen Tafel in Eisenstadt. Eine anonyme Anzeige im vergangenen November war der Anstoß dafür, dass die Tafel nun geschlossen ist.

Die Küche des "Wohnzimmers", in dem sich Bedürftige tagtäglich zum Essen getroffen haben, hat nicht den Anforderungen der Lebensmittelbehörde entsprochen. Dazu kommt, dass in der Tafel eine Spendenbox aufgestellt war für Menschen, die zwar nicht bedürftig sind, aber sich für eine kleine Spende dennoch gerne ein Mittagessen aus der Tafel geholt haben. Dies führte dazu, dass die Tafel wegen unbefugter Gewerbeausübung angezeigt wurde. "Man hat mir vorgeworfen, dass ich Essen verkaufe, um einen Gewinn damit zu machen. Wie wenn ich Hunderte Euro jeden Tag eingenommen hätte", sagt Tafel-Obfrau Roschek. Die Folge: Das Aus für die Tafel. Die Küche bleibt kalt, die Töpfe leer.

Umzug

"Das Wohnzimmer muss den Anforderungen der Lebensmittelaufsicht entsprechen. Wie bei einem Gastronomen muss die Küche entsprechend ausgestattet und ein zweites WC vorhanden sein", erklärt Roschek. Da zu viel von Grund auf neu gemacht werden müsste, hat sich Roschek entschieden, gleich in eine neue Bleibe zu investieren. "Wir haben schon etwas in Aussicht und möchten den Umzug so bald wie möglich über die Bühne bringen." In einem Gebäude, in dem früher ein Blumenmarkt untergebracht war, soll bald wieder Essen ausgegeben werden. Davor müsse aber noch alles den Auflagen entsprechend hergerichtet werden.

Freiraum abgerissen

Auch den "Freiraum Pannonia", ein Zufluchtsort für Obdachlose gibt es nicht mehr. Seit September 2011 stellten die Esterházy Betriebe das Haus in der Eisenstädter Meierhofgasse dem Verein Freiraum Pannonia, einem Schwesterverein der Pannonischen Tafel, zur Verfügung. Das Haus war ursprünglich nur als Lager für die Tafel gedacht. Doch die Esterházy Betriebe zeigten sich kulant und ließen die Obdachlosen darin wohnen.

Weil das Gebäude desolat und eine Sanierung nicht mehr möglich war, musste es nun abgerissen werden. "Die Leute müssen jetzt auf der Straße schlafen", sagt Roschek. Wie es weitergeht, bleibt offen. Aus dem Büro von Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) heißt es, dass die Stadt keine freien Flächen zur Verfügung hat, eine Privatinitiative aber Unterstützung erhalten würde.

„Kids International“ heißt ein Verein, der von Andrea Roschek neu gegründet wurde. „Zielgruppe sind Mütter mit ihren Kindern, die aus einer Notlage heraus keinen Unterschlupf mehr haben“, erklärt Roschek.
Konkret gehe es um Leute, die wie Roschek sagt, „komplett durch den Rost fallen“ und von einer Behörde zur anderen geschoben werden. „Es gibt so viele Menschen, die nicht wissen, wo sie hin sollen, aber niemand nimmt sie auf. Das soll ein Ende haben“, erklärt Andrea Roschek die Beweggründe für ihr Engagement.
„Erst vor Kurzem habe ich eine junge Mutter mit ihrem Sohn in der Tafel aufgenommen. Sie stand auf der Straße und wusste nicht, wo sie eine Zeit lang bleiben kann.“ Die Frau sei der Liebe wegen von Serbien nach Österreich gekommen. Doch weil sie ihr Mann bedrohte und gewalttätig war, ist sie mit ihrem Sohn von Zuhause geflohen. „Sie stand auf der Straße und wusste nicht wohin. Von den Behörden hat sie nur Telefonnummern in die Hand gedrückt bekommen, konkrete Hilfe aber keine.“ Schließlich habe ihr die Lehrerin ihres Sohnes die Telefonnummer von Andrea Roschek in die Hand gedrückt und gemeint, dass sie in der Tafel ganz sicher Hilfe bekommen würde. So war es auch.
Weil Roschek die Leute auf Dauer aber nicht in der Tafel aufnehmen kann, hat sie sich schließlich zur Vereinsgründung entschlossen. Ehrenamtliche Mitarbeiter sind willkommen. „Wir suchen Leute, die sich engagieren wollen.“