Chronik/Burgenland

Strenge Kontrollen bringen Bio-Bauern höhere Qualität

Der Obmann von Bio Austria Burgenland, Walter Zwiletitsch, im Zivilberuf Berufsschullehrer, kommt von seiner ureigensten Berufung nicht los: Die ist nämlich Landwirt – und das amtlich seit 1992.

Als der heute 53-Jährige die Landwirtschaft seiner Eltern übernahm, gab es keine Überlegungen "in irgendeiner Art" den Betrieb anders zu führen. Doch als gelernter ÖVPler – er war zwei Jahre lang im Büro von Landeshauptmannstellvertreter Gerhard Jellasitz (ÖVP) – konnte er Franz Fischler, einstiger Agrarminister und EU-Kommissar, nicht übersehen, der "Österreich als Feinkostladen Europas" bezeichnete. "Ich fing an, nach zu denken, was das eigentlich bedeutet", erinnert sich Zwiletitsch.

Alle Inhalte anzeigen
Walter Zwiletitsch, mit der ÖVP hat er mittlerweile wenig zu tun, traf schlussendlich im Jahr 2003 die Entscheidung, den 20 Hektar großen Betrieb auf Bio umzustellen. "Das hätte ich eigentlich schon weit früher tun sollen", meint er. Diesen Schritt bereue er bis heute nicht. Auch wenn es mit der Bio-Landwirtschaft nicht immer so einfach sei. Nicht die Arbeit am Feld mache ihn zu schaffen, die behördlichen Auflagen seien sehr streng und werden immer komplizierter. "Aber dadurch erreichen wir auch eine höhere Qualität mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Preise und den Markt."

Kontrollen

Die verpflichtenden und durchgehenden Kontrollen seien nicht punktuell, sondern auf allen Ebenen prozessorientiert, so der Bio-Bauer: "Im Gegensatz zur konventionellen Produktion ist daher jedes burgenländische/österreichische Bio-Produkt tatsächlich rückverfolgbar – vom Acker bis auf den Teller." Bio könne jederzeit über die Herkunft eines Lebensmittels Auskunft geben. Ob das bei konventionellen Produkten je der Fall sein wird? "Das würde ich eher bezweifeln."

Die burgenländische Bio-Produktion sei sehr vielfältig. "Der Ackerbau steht jedoch mit Abstand an der Spitze", erklärt Zwiletitsch. Das Burgenland sei ein Top-Land für das Bio-Getreide (Weizen steht an der Spitze, gefolgt von Roggen, Gerste, Dinkel, Durum, Einkorn). "Dies ist eine Folge des Klimas, sowie der Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen der heimischen Bio-Bauern. Wir produzieren – weniger laut als andere Landwirtschaftszweige – kräftig und erfolgreich für den nationalen und internationalen Markt."

Kleinheit

Insgesamt werden derzeit im Burgenland etwa 45.000 Hektar von 950 Betrieben bewirtschaftet. Das sind knapp 30 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktionsfläche des Landes. Das Burgenland ist trotz seiner Kleinheit viertwichtigste Agrarland Österreichs und steht bei Ackerland auf Platz drei hinter den Bundesländern Niederösterreich und Oberösterreich.

BIO-AUSTRIA

Etwa drei Viertel der burgenländischen Bio-Betriebe sind Mitglied von BIO AUSTRIA . Tendenziell ist die Fläche im Ackerbau höher als im Weinbau (bei Weinbaubetrieben steht oft die Betriebsphilosophie im Vordergrund). Die Mitgliedschaft bei BIO AUSTRIA ist für einen Bio-Betrieb nicht zwingend. Diese Betriebe haben jedoch strengere Produktionsauflagen als Codex-Betriebe (das sind keine Verbandsmitglieder).