Chronik/Burgenland

Streit zwischen Esterházy und Land geht weiter

Landeshauptmann Hans Niessl meinte jüngst in der ORF-Pressestunde die „Agrarstiftungen“ würden Fördergelder nach Luxemburg verschieben. Der KURIER sprach darüber mit Karl Wessely, Direktor der Esterházy Stiftung.

KURIER: Sie reagierten auf die Aussage des Landeshauptmanns, obwohl Esterházy nicht explizit genannt wurde. Haben Sie ein schlechtes Gewissen?

Wessely: Es gibt keine Agrarstiftungen, daher waren offensichtlich Stiftungen gemeint, die größeren Agrarbesitz haben. Ich kenne außer den Esterházy Stiftungen im Burgenland keine, auf die das zutreffen könnte. Der Landeshauptmann ist ein intelligenter Politiker, der genau weiß, gegen wen er damit ins Feld zieht. Seine Aussagen entbehren allerdings jeglicher Realität.

Was entspricht nicht der Realität? Dass Esterházy Förderungen bekommt oder dass Esterházy Gelder nach Luxemburg verschiebt?

Wir bekommen Förderungen wie jeder landwirtschaftliche Betrieb und wir verschieben keine Gelder weder nach Luxemburg noch irgendwo anders hin. Niessl weiß ganz genau, dass wir alles, was wir erwirtschaften, in die burgenländische Wirtschaft investieren.

Warum sollte er dann Ihrer Meinung nach solche Behauptungen aufstellen?

Es scheint etwas Persönliches zu sein. Er müsste doch froh sein, dass wir Arbeitsplätze schaffen.

Worin wurzelt diese persönliche Aversion Ihrer Meinung nach?

Ich denke, dass manche Leute im Burgenland mit der Modernisierung generell und speziell bei Esterházy ihre Mühe haben. Es spielt sicher auch eine Rolle, dass wir uns von der Politik nicht gängeln lassen.

Mit 11,3 Millionen Euro klagte Esterházy das Land wegen angeblicher Vernachlässigung des Schlosses in Eisenstadt. Dass der Landeshauptmann damit nicht glücklich war ist wohl verständlich. Oder?

Das Land als Pächter des Schlosses hatte die bauliche Substanz vernachlässigt, was von unabhängigen Gutachtern auch bestätigt wurde. Wir waren zu einer außergerichtlichen Einigung bereit, nicht aber das Land. Man wollte dann auch nicht mehr mit uns darüber sprechen. Wir waren gezwungen, eine Klage einzubringen, um unsere Rechte zu wahren.

Man kann sich kaum vorstellen, dass das Land bewusst Gespräche verweigert?

Die Landesspitze ist seit langem nicht dazu bereit, mit uns gemeinsam Themen anzugehen. Wir haben mehrmals umfassende Gespräche angeboten. Nach der ORF Pressestunde haben wir jetzt erneut einen offenen Brief geschrieben und baldige Gespräche angeregt.

Was sind denn die offenen Punkte zwischen Land und Esterházy?

Esterházy musste die Oper St. Margarethen mit über einer Million Euro retten, das Land hatte auch 250.000 zugesagt und wieder zurückgezogen. Esterházy plant als Tourismusmagnet für die Region Rosalia ein attraktives Restaurant auf Burg Forchtenstein. Der Landeshauptmann blockiert ganz einfach das Projekt.

Braucht Esterházy überhaupt Förderungen, sind die Stiftungen nicht selbst reich genug ?

Das Vermögen der Esterházy Stiftungen ist in Grund und Boden und den großen Kulturdenkmälern gebunden. Wir sind ein Mittelbetrieb, der gut wirtschaftet. Aber auch wir stoßen ohne Unterstützung an unsere Grenzen.