Chronik/Burgenland

Selbstversorger und Müllvermeider

Es war der Film Plastic Planet, der das Leben von Dorothea Kocsis und ihrer Familie auf den Kopf stellte. "Durch den Film, bei dem es um Kunststoff und seine Verbreitung geht, wurde mir bewusst, was der Einsatz von Plastik auch für gesundheitliche Auswirkungen hat", erzählt Kocsis. Die gelernte AHS-Lehrerin aus dem mittelburgenländischen Unterpullendorf beließ es nicht allein bei der Theorie, wie sie die Welt verbessern könnte. Dorothea Kocsis und ihre Familie leisten wirklich einen Beitrag für eine "bessere Welt". Für ihr Engagement bekam sie den "Goldenen Mistkäfer" verliehen (siehe Zusatzbericht) .

Wer die Restmülltonne bei Familie Kocsis öffnet, der muss quasi mit der Lupe nach dem Inhalt suchen. Lediglich ein kleiner Eimer mit Müll steht in der Abstellkammer der fünfköpfigen Familie. Dabei handelt es sich allerdings um die Restmüll, der seit Herbst des Vorjahres angefallen ist.

Doch wie schafft es eine Familie mit drei Kindern, so wenig Abfall zu produzieren? "Es war schon ein beinhartes Verhaltenstraining", lacht Dorothea Kocsis. Dabei habe sie sich an den drei "R" orientiert. "Es geht dabei um reduce ( vermeiden, Anm. ), redistribute (umverteilen) und recycle (in den Kreislauf zurückführen )", erklärt Kocsis, die das Projekt "Bitte keinen Müll" bereits das dritte Jahr durchzieht. Um beinahe 90 Prozent konnte sie in ihren Abfall bereits reduzieren. "In einem Haushalt haben wir es etwa mit 30.000 Gegenständen bzw. Stoffen zu tun. Da muss man sich schon beim Einkaufen fragen: Brauch ich das jetzt wirklich?"

Ziegen und Hühner

Alle Inhalte anzeigen

Dass sie zu 70 bis 80 Prozent Selbstversorgerin sei, habe ihr sehr bei der Realisierung ihres Projektes geholfen. "Das Gemüse habe ich im Garten, Fleisch und Eier kommen von unseren Ziegen und Hühnern", sagt Kocsis. Aus den zehn Litern Milch, die sie alle zwei Wochen von einer Biobäuerin holt, werden Topfen, Käse und Schlagobers hergestellt. "Wenn die Kindern beispielsweise Cornflakes möchten, kaufe ich das natürlich. Die Verpackungen lasse ich aber gleich im Geschäft."

Getränke werden von einem Lieferanten in Glasflaschen geliefert, Säfte stellt die Tochter einer Landwirt-Familie selbst her. Aber auch bei den Toiletteartikeln kauft Dorothea Kocsis wohlüberlegt ein. "Ich wasche mir die Haare mit Eidotter, zum Duschen verwende ich offene Seifen. Meine Töchter wollen aber schon ein Duschgel und Haarshampoo. Sie würden mich hassen, wenn ich das nicht kaufen würde", lacht Kocsis.

Der hohe Grad an Selbstversorgung habe aber noch einen positiven Nebeneffekt: "Ich erspare mir dadurch viel Geld."

Eine "Art Privatstudium" sei das richtige Trennen des Mülls gewesen, sagt Kocsis. Sie hat einen Komposthaufen im Garten. Altmetalle, Altglas bringt die Umweltaktivistin mit dem Rad zum Sammelcontainer. Werbematerial habe sie kaum mehr, Kunststoff bringt sie zu speziellen Lavu-Sammelstellen in Oberösterreich.

Seit drei Jahren zieht Kocsis das Projekt bereits durch: "Meinen Kindern fällt das manchmal nicht so leicht. Aber ich weiß, es gibt jetzt kein Zurück mehr."