Chronik/Burgenland

Schlossherrin nimmt 50 Flüchtlinge unter ihre Fittiche

Einen Wettlauf gegen die Zeit haben Schlossherrin Sabine Schöller-Lamberty und ihre "Partisanen", wie sie ihre Mitstreiter nennt, am Freitagnachmittag auf die Minute genau für sich entschieden. Am Freitag um 15.45 Uhr hat Bruckneudorf die Quote erfüllt (der KURIER berichtete) und 20 neue Flüchtlinge aufgenommen. Insgesamt leben in der 2800 Einwohner-Ortschaft jetzt 50 schutzsuchende Menschen.

"Es war hochdramatisch, wir mussten alles im Verborgenen organisieren. Es durfte nichts nach außen dringen, weil die Ministerien alle Pläne der Gemeinschaft verhindern wollten", erzählt Schöller-Lamberty. Während die Gemeinde unter strengster Beobachtung stand, sind sie und ihre Helfer – darunter Bürgermeister Gerhard Dreiszker, Flüchtlingsbeauftragter Christian Hanel und andere Gemeinderäte – in den Untergrund abgetaucht. "Und von dort haben wir dann zugeschlagen. Schwer bewaffnet mit dem Willen zu helfen", erzählt die gebürtige Kärntnerin, die alle Aufwände aus eigener Tasche finanziert.

Volles Haus

In ihrem Schloss Königshof beherbergt sie seit drei Monaten 30 Menschen. Da die Möglichkeiten dort vorerst ausgeschöpft sind, musste schnell ein zusätzliches Quartier gefunden werden. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Vermieter haben die Wahl-Burgenländerin und ihre Helfer Donnerstagabend einen Lkw mit Möbel und Sachspenden beladen, um das Haus, das sie vorher nie gesehen hat, bezugsfertig zu machen. Eine Putz- und Baumannschaft, bestehend aus Gemeinderäten und anderen Freiwilligen, ist angerückt, um Betten aufzustellen, Bettwäsche zu überziehen und das Haus heimelig einzurichten. 24 Stunden später sind drei kinderreiche Familien aus dem Irak und Syrien eingezogen.

"Mit den Identitätskarten in der Hand bin ich dann einen Kilometer zur Demonstration gesprintet, um die freudige Nachricht verkünden zu können", erzählt Schöller-Lamberty voll Stolz.

Am Samstag wurden die "neuen" Bruckneudorfer schließlich von Nachbarn und dem Bürgermeister willkommen geheißen. Die Hilfsbereitschaft ist riesengroß. "Als der Bus mit den Flüchtlingen am Donnerstag angekommen ist, sind alle Nachbarn auf die Straße gekommen und haben ihre Hilfe angeboten", berichtet die Initiatorin. Über das Wochenende wolle man die Familien in Ruhe ankommen lassen, am Montag soll es aber gleich losgehen mit der Integration: Deutsch-Unterricht, Arzt-Termine, Freizeitbeschäftigungen für Kinder, Nähkurse für Frauen und vieles mehr stehen dann regelmäßig auf dem Programm.