Chronik/Burgenland

Rettenbach: Der Urwald macht sich breit

Der Weg findet sein abruptes Ende. Ein umgestürzter, schneebedeckter Baum gibt das rundliche Hindernis, unweit findet sich ein Nachahmer am laubbedeckten Boden, daneben hängt ein Dritter verheddert im Geäst des Nachbarn.

Und das mit voller Absicht.

Denn eingegriffen wird hier nicht, ein Urwald ist am Entstehen. Der Naturschutzbund Burgenland hat in Rettenbach, einem Ortsteil der Gemeinde Bernstein, einen Hektar angekauft. „Waldumweltmaßnahmen“ lautet der etwas sperrige Übertitel. Entdeckt hat das kleine „Reservat“ Projektleiter Manfred Fiala.

„Das Besondere ist der naturnahe Bestand mit Buchen, Eschen, Eichen, Birken und Zitterpappeln“, erklärt Klaus Michalek vom Naturschutzbund, „nur vereinzelt kommen Fichten vor und die gehören hier eigentlich gar nicht her.“

Unzugängliches Gelände, eine zwanzig Meter tiefe Schlucht sowie ein kleines Bächlein bilden den optimalen Rahmen. Nur durch Blitzschlag und Sturm „dürfen“ künftig Bäume gefällt werden, aufgeräumt wird nicht. Von Kurzfristigkeit könne keine Rede sein, auf Jahrzehnte, nein, Jahrhunderte sei das Vorhaben angelegt, meint der Experte.

Die Belohnung für so viel Engagement: 1700 Käferarten nutzen das Totholz, 1500 verschiedene Pilze gedeihen, hinzu kommen seltene Pflanzen, deren Namen z.B. Waldmeister oder Alpenveilchen lauten.

Rückzug 

Während in Monokulturen nur zwei Vogelarten ihre Gesangskünste zum Besten geben, sind es im ursprünglichen Gegenpart bis zu 30. Auch Säugetieren, von klein (Siebenschläfer, Eichhörnchen, Fledermaus) bis groß (Fuchs, Wildschwein, Reh), gereicht der Urwald zum beliebten Rückzugsgebiet.

Kritikern nimmt Michalek Wind aus den Segeln: „Borkenkäfer kommen nur bei Fichten vor, auch sonst gibt es kein Ungeziefer. Der Mischwald ist viel gesünder.“

Zur Sperrzone soll das Schutzgebiet aber keinesfalls erklärt werden, vielmehr steht Bewusstseinsbildung am Programm, Exkursionen sind geplant.

Geht es nach Michalek ist in Rettenbach nicht Schluss: „Wir wollen in Zukunft weitere Flächen ankaufen, dafür müssen aber mehrere Komponenten passen. Das Burgenland ist Vorreiter bei den Waldumweltmaßnahmen.“