Rauer Wind bläst auf Parndorfer Platte
Von Georg Gesellmann
Wenn der Wind weht auf der Pannonischen Platte bei Zurndorf, dann stecken so manche Bewohner des Friedrichshofes die Köpfen nicht in den Sand. Im Gegenteil: Sie werden munter, und rufen zum Protest auf(der KURIER berichtete). Denn vier Windräder sollen in unmittelbarer Nähe – 1000 Meter entfernt– errichtet werden.
Das sei zu nahe, erklärt Gundula Neumann, Sprecherin einer Bürgerinitiative mit mehr als 100 Unterschriften in der Hand: "Windräder direkt vor der Haustür! Wir fürchten gesundheitliche Schäden, denn Windkraftanlagen beeinflussen unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden." Prinzipiell habe sie nichts gegen Windenergie, "aber dort wo sie Platz findet".
Neumann geht noch einen Schritt weiter und wirft der Politik – vor allem dem Bürgermeister von Zurndorf, Werner Friedl – vor, "dass sie uns hier am Friedrichshof wie Menschen zweiter Klasse behandelt". Es geht ihr gegen den Strich, dass zuerst von 1600 Meter Abstand die Rede war und dann "plötzlich" im Gemeinderat – einstimmig – 1000 Meter beschlossen wurde.
Ungleiche Behandlung
Für die Gemeinde Zurndorf gelte diese Regel nicht, denn dort sind die nächstliegenden Windräder bei 1200 Meter aufgestellt. "Politiker ignorieren ganz einfach Bürger, die Widerstand leisten", sagt Neumann.
Unterstützung und Bestätigung erhält Neumann vom Umweltmediziner Piero Lercher. "Unsere Prämisse besteht aus drei Wörtern: Windkraft, ja aber?, denn Lebensraum ist ein Gesundheitsfaktor." Das Ziel müsse sein, Schlafstörungen, psychische Affektionen und irreversible Schädigungen des Gehörs durch Lärm, wie er auch bei Windkraft entsteht, zu verhindern, so der Mediziner.
Nächste Woche, am 30. Oktober, kommt es zur Umweltverträglichkeitsprüfung, die zugunsten der vier Windräder ausgehen wird. Davon ist Gundula Neumann überzeugt. Aber: "Was hier passiert ist zwar rechtlich in Ordnung, aber nicht gerecht. Man fährt über uns drüber."
"Querulanten"
Für Bürgermeister Werner Friedl (SPÖ) ist Aufregung von Neumanns Initiativgruppe nicht nachvollziehbar. "Das sind doch ganz wenige Querulanten. Der Großteil der Bewohner am Friedrichshof ist nicht gegen die Windräder." Und wie kommen die mehr als 100 Unterschriften zustande? "Es hat eine Veranstaltung gegeben, wo diese Liste aufgelegen ist und die Leute unterschrieben haben. Die leben gar nicht am Friedrichshof."
15.000 Euro pro Jahr und auf 20 Jahre bringen der Gemeinde Zurndorf die vier Windräder. "Und davon bekommt der Friedrichshof auch ein Stück von dem Kuchen", so der Bürgermeister.
Bei der Erweiterung des Windparks Zurndorf II auf der Parndorfer Platte soll eine Windkraftanlage von mehr als 200 m Höhe in einem Abstand von nur 1000 m zum Ortsteil Friedrichshof errichtet werden, wo mehr als 200 Menschen leben und arbeiten. Dazu gehört auch ein von der burgenländischen Landesregierung gefördertes Wohnprojekt für Menschen mit psychischen Erkrankungen.