Chronik/Burgenland

Mit dem Chefcoach an der Bar

Ruhig ist es an diesem Mittwoch im Café des SV Mattersburg (SVM). Ivica Vastić ist einer der wenigen Gäste. Es ist sein einziger freier Tag der Woche und eigentlich wäre er heute nicht in seinem Stammbeisl, denn "ich wollte Vorbereitungen für die nächsten Spiele treffen", sagt er. Doch für ein Gespräch mit dem KURIER hat sich der Trainer des SV Mattersburg Zeit genommen und so sitzt er gut gelaunt an der Bar und beginnt zu erzählen.

Mit dem Lokal verbindet er viele emotionale Momente. Der Meistertitel vergangene Saison wurde ausgiebig im SVM-Café begossen. "Wir haben hier sehr viel gefeiert. Es gab mit der Mannschaft eine Wette: Wenn wir Meister werden, rasiere ich mir meine Haare ab. Bei der Meisterfeier habe ich dann eine neue Frisur bekommen", erzählt er.

Am liebsten trinkt er in seinem Stammlokal einen Kaffee. Als Kaffeejunkie würde er sich aber nicht bezeichnen, denn "es kommt auf die Uhrzeit an und heute habe ich schon einen getrunken. Der Genuss steht im Vordergrund", erklärt er.

Abschied ohne Reue

Ivica Vastić zählt zu den erfolgreichsten Spielern der österreichischen Fußballgeschichte. Sein Karriereende 2009 als Fußballspieler hat er nie bereut. "Es war der Zeitpunkt erreicht. Ich habe alles erreicht und konnte mit ruhigem Gewissen aufhören." Mit dem SK Sturm Graz wurde er zwei Mal österreichischer Meister. Er hat sowohl an einer Europa- als auch an einer Weltmeisterschaft teilgenommen, war zwei Mal Torschützenkönig der Ersten Liga.

Er habe Glück gehabt, denn in all den Jahren sei er von einer gröberen Verletzung verschont geblieben, sei nie längere Zeit ausgefallen. "Man muss immer daran denken, dass man im Sport nur hundertprozentig gesund seine Ziele erreichen kann", sagt er. Als Hermann Maier einen schweren Motorradunfall hatte, hat er sein Bike verkauft, um kein Risiko mehr einzugehen.

Meister seines Fachs

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Nach seiner aktiven Zeit als Spieler stand für Vastić schnell fest, dass er in den Trainerbereich wechseln möchte. Angefangen hat er in der Saison 2009/10 als Chefcoach vom Regionalliga Ost-Klub FC Waidhofen/Ybbs, den er erfolgreich zum Meistertitel führte. Nach Stationen bei der Austria und dem SV Gablenz hat es ihn schließlich 2013 nach Mattersburg verschlagen. Seither ist das Pappelstadion sein zweites Wohnzimmer.

"Einen Vorteil hat man als Ex-Sportler nicht. Die Leute erwarten sich mehr und sind kritischer", erklärt der Coach. Doch sein Erfolg lässt selbst die größten Kritiker verstummen. Bereits nach nur einer Saison erlangte der SVM den Meistertitel und stieg in die Bundesliga auf. "Es war ein einzigartiger Moment", sagt er.

Dass er auf dem Spielfeld auch emotional hin und hergerissen ist, wenn sein Sohn, der bei der Admira spielt, ein Tor gegen seine Mannschaft schießt, gibt er zu: "In mir schlagen zwei Herzen", meint der Trainer und dreifache Vater. Der Erfolg des SVM stehe aber im Vordergrund und so kennt er auf die Frage nach seiner Zukunft nur eine Antwort: "Ich habe mit Mattersburg noch sehr viel vor."

Ivica Vastić ist ein ehemaliger Fußballer kroatischer Herkunft. Mit dem SK Sturm Graz wurde er zwei Mal österreichischer Meister. Vastic nahm an der WM 1998 teil. Bei der EM 2008 erzielte er den Ausgleichstreffer per Elfmeter. 2009 beendete er seine aktive Karriere. Seit 2013 ist er Trainer des SV Mattersburg.

Seit 2001 ist das Pappelstadion um eine Attraktion reicher. Im Zuge des Tribünenbaues wurde unterhalb der Haupttribüne neben dem Fanshop auch das SVM-Café eröffnet.

Öffnungszeiten wochentags von 7.30 bis 19.30 Uhr. Zu Mittag Menüs um 5,50 Euro. Außerdem gibt es spezielle Schülerangebote. Das Lokal ist auch Treffpunkt bei Auswärtsspielen.