Chronik/Burgenland

"Ich bin bei Gott kein Hellseher"

Als der Mittelburgenländer und Landesrat Nikolaus Berlakovich von seinem Bauernbundkollegen und damaligen ÖVP-Chef Josef Pröll 2008 angerufen und gefragt wurde, ob er nicht Landwirtschaftsminister werden wolle, dauerte die Überlegung nur einige Stunden.

Obwohl er nur eine Periode dieses Amt bekleidete, findet er heute noch diese Arbeit als "hochinteressante Erfahrung".

KURIER: Herr Nationalratsabgeordneter Berlakovich, war das eigentlich g’scheit, dass Sie in die Bundespolitik gegangen sind?

Nikolaus Berlakovich: Mit Sicherheit! Weil es nicht nur ehrenvoll ist, gefragt zu werden in der Bundespolitik mitzuarbeiten, es war auch eine sehr spannende Angelegenheit. Man hat viele politische Möglichkeiten etwas zu verändern. Wie zum Beispiel die Exportinitiative, die auch mein Nachfolger (Andrä Rupprechter, Anm.,) weitermacht. Ich habe den Begriff Energieautarkie eingeführt, der in der ÖVP Irritationen verursacht hat. Es war auf jeden Fall eine hochinteressante Erfahrung.

Wären Sie nach wie vor gerne Mitglied der Bundesregierung?

Dieses Thema stellt sich nicht. Ich hätte weiter gemacht, aber wenn man in die Spitzenpolitik geht, dann kann das bald aus sein. Dieses Risiko ist mir bewusst gewesen. Außerdem war ich der längstdienende Minister (fünf Jahre, Anm.,) aus dem Burgenland. Wenn ich im Burgenland geblieben wäre ....

... dann wären Sie vielleicht heute Landeshauptmannstellvertreter.

Was immer, ich wäre aber sicher noch Landesrat.

Als Ende 2009 ÖVP-Chef Franz Steindl im Zusammenhang mit dem geplanten Asyl-Erstaufnahmezentrum in Eberau das Handtuch werfen wollte, kamen Sie ins Gespräch als Nachfolger. Warum sagten Sie Nein?

Das ist gerüchteweise gesagt worden. Das war nicht real. Ich habe meine Aufgabe in der Bundesregierung gesehen, wo ich dem Burgenland helfen und dienen konnte. Außerdem war ich erst ein Jahr Minister.

Denken Sie darüber nach, wieder in die burgenländische Politik zu wechseln?

Ich bin der einzige ÖVP Nationalrat, der mit Vorzugsstimmen über eine Landesliste ins Parlament gewählt wurde, das macht mich stolz. Und deshalb erfülle ich dort meine Aufgaben.

Würden Sie gerne wieder im Burgenland politisch tätig sein?

Es ist so, dass ich in Wien durch meine politische Tätigkeit Kontakte aufgebaut habe, die ich auch für das Burgenland nutzen kann.

Man darf also mit einem politischen Comeback von Berlakovich im Landtag nicht rechnen?

Also, was die Zukunft bringt, kann man nicht sagen. Ich bin bei Gott kein Hellseher. Ausgeschlossen ist in der Politik gar nichts.

Niki Berlakovich Berlakovich (53) war von 1998 bis 2000 Landesgeschäftsführer der ÖVP im Burgenland. Er war von 1991 bis 2005 Abgeordneter im Landtag, danach Landesrat,ab 2008 Minister. Anfang 2013 wurden Rücktrittsforderungen laut, nachdem er dem Vorschlag der EU-Kommission zum Verbot bienengiftiger Pestizide die Zustimmung verweigerte.