Chronik/Burgenland

Freifahrt gilt ab der Grenze

Sonja Trimmel und Mark Eger, beide 17 Jahre jung, beide kommen aus Sopron, beide besuchen – neben 23 anderen Landsleuten – das Gymnasium in Mattersburg. Beide sind gute Schüler. Auch in Deutsch bringen sie die geforderte Leistung. Sonja besuchte zuvor eine deutsche Hauptschule in Sopron, Eger jene in Deutschkreutz. Die Zugverbindung zwischen Sopron und Mattersburg ist perfekt, Freifahrt gibt’s zwar erst ab der österreichischen Grenze, „aber die 40 Euro im Jahr, die wir für die ungarische Bahn zahlen müssen, leisten wir uns“. Schulgeld müssen sie keines zahlen.

Von Ausländerfeindlichkeit ist hier keine Rede. „Manchmal werden zwar blöde Bemerkungen gemacht, aber ich weiß, das ist nur Spaß“, sagt Trimmel. Sie besucht deshalb das Gymnasium in Mattersburg, „weil ich nach der Matura in Österreich eine Uni besuchen möchte und ich deshalb bessere Chancen haben werde. Ich glaube auch, dass wir hier im Gymnasium in Mattersburg sehr gut auf die Uni vorbereitet werden“. Trimmel würde gerne Sprachen studieren.

Mark Eger sieht es ähnlich. Auch er will die Uni in Wien besuchen. Was genau Mark studieren möchte, wird sich erst herausstellen. Er findet „das Schulsystem in Österreich weit besser als in Ungarn. Es funktioniert einfach“. Das sei der Grund, warum er in Mattersburg in die Schule geht. Ein kleines Problem tut sich für ihn doch auf: „Ich gehe in Mattersburg zur Schule, meine Freunde sind in Sopron“. Aber er schafft das schon, denn auch im Burgenland hat er Freunde.

Hohes Niveau

Mark ist bereits das fünfte Kind von Edina Eger, das in Österreich zur Schule geht, „vor allem wegen der Sprache, das ist auf muttersprachlich hohem Niveau“, sagt die Lehrerin, die in einem ungarischen Gymnasium und an einer Fachhochschule unterrichtet.

Es gibt noch andere Gründe, warum die Pädagogin ihre Kinder nach Österreich zur Schule schickt. „In Ungarn wissen weder Eltern noch Schüler, wie sie dran sind“, sagt sie. Hier ist das anders. Die Schüler wissen, wann sie geprüft werden, wann sie ihre Schularbeiten haben. „Und somit tragen auch die Eltern Mitverantwortung. Dann darf eben der Sohn vor einer Schularbeit nicht ins Kino gehen, sondern muss sich für die Schule vorbereiten.“

Auch die Benotung in Ungarn ist für Edina Eger nicht nachvollziehbar: „In Österreich bekommen die Schüler ein Genügend, wenn sie mehr als 50 Prozent erreichen. In Ungarn kann es sein, dass sie auch mit 20 Prozent einen Vierer bekommen.“ Das sei nicht in Ordnung.

Erfolgreich

In Ordnung hingegen war die Ausbildung ihrer mittlerweile 28-jährigen Tochter, die vor zehn Jahren im Mattersburger Gymnasium maturierte. Sie studierte danach in Ungarn und dann auf der FH in Wr. Neustadt. Heute arbeitet sie in Brüssel – für Österreich.

Derzeit besuchen 25 ungarische Schüler das Gymnasium in Mattersburg. Großer Ansturm war vor allem im heurigen Schuljahr zu bemerken. Auf einen Schlag begannen neun Schüler. Eigentlich wollten einige von ihnen die Neue Mittelschule in Deutschkreutz besuchen. Doch nach der Diskussion rund um Scheinanmeldungen (einige Bürgermeister mussten sich vor Gericht verantworten) in den verschiedenen Schulstandorten dürfte es nicht mehr so leicht gewesen sein, dort Fuß zu fassen. Vielleicht hat Deutschkreutz’ Ortschef Manfred Kölly kalte Füße bekommen.

In den Hauptschulen gilt nämlich die Sprengelregelung, die besagt, dass nur Kinder, die in dieser Region gemeldet sind, die Hauptschule besuchen dürfen. Bei den Gymnasien, da sie dem Bund zufallen, gilt diese Regelung nicht. Für das kommende Schuljahr haben sich laut dem Mattersburger Direktor, Karl Pinter, bis jetzt drei Ungarn angemeldet.

Das Gymnasium Wolfgarten der Diözese Eisenstadt könnte man fast als internationale Schule bezeichnen. Denn nicht nur 15 Jugendliche aus Ungarn besuchen die Lehranstalt am Waldrand, sondern aus aller Herren Länder wie z.B. aus Polen, Rumänien, selbst aus der Dominikanischen Republik. Besonderes Service: Sollten Schüler mit nicht deutscher Muttersprache Schwierigkeiten mit Deutsch haben, werden ihnen Extra-Kurse angeboten, berichtet Direktor Josef Mayer.

Slowaken

Während im Mittelburgenland und in Oberwart – 15 bis 17 Schüler – eher Ungarn die Mittelschule besuchen, finden Slowaken das Gymnasium in Neusiedl am See attraktiv. 50 bis 60 Jugendliche pendeln aus Bratislava zur Schule, „und das bereits seit ewigen Zeiten“, sagt Direktor Walter Roth. Generell kann man feststellen, sagt Roth, dass die Eltern der ausländischen Schüler betucht sind bzw. Akademiker oder Geschäftsleute.