Chronik/Burgenland

Ex-Bankangestellter drohen zehn Jahre Haft

Als im Frühjahr dieses Jahres Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung der Raiffeisen-Bezirksbank Mattersburg bekannt wurden, herrschte großes Rätselraten in Mattersburg darüber, wer wohl hier nicht korrekt gearbeitet hatte. Denn es geht um ein Verbrechen der Untreue und tiefer gehender Untreue, so heißt es zumindest im juristischen Fachjargon.

Nachrechnungen ergaben, dass 1,2 Millionen Euro über die Jahre 1979 bis 2012 hinweg in der Kassa fehlten. Es dauerte nicht lange bis eine Revision auf eine langjährige bis dato loyale Mitarbeiterin aufmerksam wurde. Es stellte sich heraus, dass die Leiterin des Rechnungswesens ihren unlauteren Geschäften nachgegangen sein soll.

„Für mich war vorerst dieser Verdacht unvorstellbar. Sie hatte unser vollstes Vertrauen, sowohl im Haus als auch im Raiffeisensektor“, sagt Hans Kremser, Geschäftsleiter der Bank in Mattersburg.

Mehrere Vergehen

Der damals bereits pensionierten und jetzt in Untersuchungshaft sitzenden Bankangestellten wird vorgeworfen, dass sie Umbuchungen, Barabhebungen von Kunden und Fehlbeträge durch Korrekturbuchungen zu ihrem Vorteil verwendet beziehungsweise ausgeglichen haben soll. Auch Soldenlisten soll sie geschönt haben, lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft.

„Da hat es Konten gegeben, die eigentlich nicht existent waren“, sagt Birgit Falb, Mediensprecherin des Landesgerichts Eisenstadt.

Vorerst wurde der Ehemann der Verdächtigen bei den Ermittlungen aus dem Spiel gelassen. Er soll nichts von den Arbeitsmöglichkeiten seiner Frau und ihren Geschäftspraktiken gewusst haben, hieß es einmal.

Details

Doch das stellt sich zum jetzigen Zeitpunkt für die Ankläger ganz anders dar. Mittlerweile erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage auch gegen den Ehemann. Dieser soll „wissentlich“ Vermögensbestandteile mit mehr als 50.000 Euro – es könnten auch mehr sein, aber das könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen – aus dem Verbrechen an sich gebracht und verwertet haben, ist in der Anklageschrift festgehalten. Autos könnte sich das Ehepaar gekauft haben. Die Rede ist auch von erworbenen Immobilien des Mannes.

In der nordburgenländischen Gemeinde selbst, wo das Ehepaar wohnt, wurde immer wieder gerätselt, wie sich die Familie derart teure Autos leisten konnte.

Prozess

Prozessiert wird unter Richter Wolfgang Rauter wahrscheinlich bereits im kommenden Jänner. Der Termin steht allerdings noch nicht fest. Der ehemaligen Bankangestellten und ihrem Mann drohen bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe.