Esterhazy-Arnold: Happy End im letzten Akt
Von Heike Kroemer
Der "fähigste und für die Zukunft interessanteste Kandidat als Operndirektor" ist bei Esterházy Geschichte, noch bevor er es schaffte, Geschichte zu schreiben. Die eingangs lobenden Worte erntete Joachim Arnold, als er sich vor gut zwei Jahren gegen seine Mitbewerber als künstlerischer Leiter für die Opernfestspiele St. Margarethen (OFS) und Intendant auf Schloss Esterházy durchsetzte und einen Fünfjahresvertrag unterschrieb.
Das Engagement des Deutschen währte allerdings nur kurz. Bereits nach seiner "Don Giovanni"-Produktion im Sommer 2011 warf er das Handtuch, weil er den Vertragsgegenstand für sich nicht mehr erfüllt sah. Denn 2012 und 2013 hat OFS-Gründer Wolfgang Werner auch künstlerisch das letzte Wort im Steinbruch (siehe Zusatzbericht), und dies habe Arnold so nicht gewusst. Daher klagte er, wie berichtet, die Esterházy Betriebe auf Zahlung der ausstehenden Gage in der Höhe von rund 200.000 Euro. Mittwoch kam es dann überraschend zu einem Vergleich der beiden Streitparteien.
In den Verhandlungen stand lange Zeit Aussage gegen Aussage, wie sich die Rolle von Arnold als künstlerischer Leiter in St. Margarethen definierte. Seitens Esterházy wurde betont, man habe Arnold stets darüber aufgeklärt, dass 2012/13 Werner aufgrund seines gültigen Pachtvertrages letztlich entscheiden könnte, welche Oper im Steinbruch gespielt werde.
Zeuge
Die Wende brachte am Mittwoch jener Mann, der der Findungskommission vorstand und daher die Ausschreibungskriterien bestens kennt: Maurice Lausberg, Geschäftsführer des Beratungsinstituts "actori" in München. Er gab Arnold Schützenhilfe: "Ich habe es so verstanden, dass Esterházy mit oder ohne Werner einen künstlerischen Leiter in St. Margarethen durchbringt", erklärte er vor Gericht. Dass man mit Werner eine Regelung finden müsse, sei allen Kandidaten bewusst gewesen, "es war aber auch für alle klar, dass man diese Regelung finden wird", betonte Lausberg. Man sei schon davon ausgegangen, dass der neue künstlerische Leiter der OFS seine Tätigkeit auch fünf Jahre ausüben werde.
Danach war Esterházy Generaldirektor Stefan Ottrubay am Wort. Er machte kein Hehl daraus, dass er von Arnold sehr begeistert gewesen sei, "und ich schätze ihn auch jetzt noch". Doch Ottrubay erzählte auch, dass die Zusammenarbeit letztlich nicht so verlief, wie man sich das erwartet habe. Obwohl man Arnold zwar im Vertrag keine Anwesenheitspflicht verordnet hatte, hätte man sich gewünscht, dass er öfters präsent gewesen wäre. "Eine große Produktion braucht drei Jahre Vorlaufzeit. Herr Arnold lieferte jedoch lange kein Konzept für 2012 ab, da muss man verstehen, dass Wolfgang Werner nervös und damit selbst aktiv wurde", sagte der Generaldirektor.
Zum endgültigen Bruch kam es, als Arnold ein Regie-Team für die Opernproduktion 2012 an der Angel hatte. Doch Ottrubay machte seine Zustimmung von einem Treffen mit dem Team und der Präsentation des Konzeptes abhängig. "Es ging ja um ein Projekt von neun Millionen Euro", begründete Ottrubay sein Vorgehen. "Für mich war zu diesem Zeitpunkt klar, dass ich mich vor den Künstlern zur Lachnummer mache, wenn ich als künstlerischer Leiter nichts entscheiden darf", argumentierte wiederum Arnold.
Richterin Ursula Kirschbichler bewies am Ende des Beweisverfahrens, dass es ein guter Regisseur schafft, doch noch alle Kontrahenten ins Boot zu holen: Arnold und Esterházy schlossen einen Vergleich, dessen Details vertraulich bleiben. Nur soviel: "Ich bin über diesen Vergleich froh. Dieses Kapitel ist für mich jetzt abgeschlossen", sagte ein erleichterter Arnold. Und auch bei Esterházy ist man zufrieden.
Römersteinbruch: 2013 erklingt "La Bohème", Zukunft nicht fix
Der Römersteinbruch in St. Margarethen befindet sich im Eigentum der Esterházy Betriebe. Wolfgang Werner, Gründer der Opernfestspiele St. Margarethen hat mit Esterházy einen Pachtvertrag, der nach derzeitigem Stand Ende 2013 ausläuft. In den vergangenen Jahren führte Werner auf eigene Faust und mit viel Einsatz sein Festival zum Erfolg. Esterházy investierte wiederum in den Steinbruch und machte die Open Air-Bühne zu einem attraktiven Veranstaltungsort.
In der jüngeren Vergangenheit zeichnete sich immer stärker ab, das Esterházy auch künstlerisch auf die Produktionen im Steinbruch Einfluss nehmen möchte. Nicht zuletzt wegen einer immer wieder bekundeten "Steigerung der Qualität" hat man Joachim Arnold geholt, der sich 2011 mit Don Giovanni beweisen konnte. Denn in diesem Jahr musste Werner pausieren, da alle fünf Jahre auf der Hauptbühne im Steinbruch die Passionsspiele veranstaltet werden. Esterházy produzierte damit erstmals selbst eine Oper auf der kleineren Ruffini-Bühne im Steinbruch, Werner übernahm das Marketing.
Nach den Unstimmigkeiten im Vorjahr brachte Werner heuer "Carmen" zur Aufführung. Für das kommende Jahr gelang es dem Veranstalter, Robert Dornhelm zu engagieren. Er wird "La Bohème" inszenieren.
Wie es danach weitergeht, das steht derzeit noch in den Sternen. Auf KURIER-Anfrage, ob es bereits einen neuen Vertrag zwischen Werner und Esterházy gebe, hieß es: "Wir arbeiten gerade daran", eine Antwort, die man sei mehr als zwei Jahren zu hören bekommt.
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