Chronik/Burgenland

"Es war eine große Herausforderung"

Julia Dujmovits ist seit ihrer Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi (Russland) längst keine Unbekannt mehr. Mit dem KURIER sprach sie unter anderem über die Anfänge ihrer Karriere und welche Ziele sie sich für das neue Jahr gesteckt hat.

KURIER: Können Sie sich noch an den Moment erinnern, als Sie gedacht haben, "ich werde Snowboarderin"? Julia Dujmovits: Ich denke ich war acht oder neun. Ich bin zu Beginn Ski und Snowboard gefahren. Ab zehn Jahren dann nur noch Snowboard.

Sie waren in den letzten Jahren oft verletzt. Wie schaffen Sie es, sich immer wieder zu motivieren und zurückzukämpfen? Die letzten vier Jahre wurde ich von Verletzungen verschont. Was sehr wichtig war für die Olympiavorbereitung für Sotschi. Die Ellbogenverletzung Anfang dieser Saison war sehr schmerzhaft und hat mich an die Zeit erinnert, in der ich vier Jahre fast durchgehend verletzt war. Ich habe mich selbst gefragt, wie ich es nach den beiden Kreuzbandrissen, Knöchelbruch und Schulterlux immer wieder geschafft habe, zurückzukommen. Ich denke es war der große Traum Olympia sowie, dass ich Sport so sehr liebe und einfach wieder total fit sein wollte – nicht nur für den Leistungssport.

Wie viele Stunden pro Tag/Woche trainieren Sie? Es ist ganz unterschiedlich. Im Sommer bis zu 30 Stunden die Woche. Im Winter natürlich weniger. Nach drei Jahren mit Großevents und strikten Trainingsplänen geh’ ich nun im Sommertraining auch meinen eigenen Weg.

Welche Schwerpunkte gibt es beim Training? Gerade im Moment ist natürlich alles auf die Saison ausgerichtet. Die Konzentration liegt beim Snowboarden. Über Weihnachten haben wir eine Woche Pause, die ich für Konditraining nutze.

Als Sportlerin hat man sicher auch Tage, an denen es einem nicht so gut geht. Wer baut Sie auf, unterstützt Sie? Es ist wie in jedem anderen Job auch, denke ich. Nur, dass bei mir Hundertstel entscheiden, ob ich als gut oder schlecht eingestuft werde. Genau das ist auch das Faszinierende am Leistungssport. Da ist es ganz wichtig für mich, Rennergebnisse Ergebnisse sein zu lassen, weil sie ja oft nicht den persönlichen Einsatz widerspiegeln. Die Motivation ist in mir. Nur ich allein kann etwas aus voller Überzeugung machen oder eben nicht. Ich bin dankbar für die Menschen, die mir Raum geben und mich auch mal unmotiviert sein lassen.

Hat man es als Frau schwerer im Spitzensport? Nein, das sehe ich nicht so. Einziger Punkt, der mir einfallen würde, ist die Familienplanung.

Stichwort Kurven: Es gibt immer mehr Spitzensportler, die ihre sexy Kurven nicht verbergen und erotische Fotoshootings machen. Gehört das heutzutage dazu, dass man sich so zeigt? Jedes Siegerfoto ist mir lieber als ein Fotoshooting, soviel vorweg. Einiges ändert sich natürlich mit der Zeit. Neu im Weltcup, erste Erfolge – klar, dass man dann die Möglichkeit, für das Sportmagazin zu shooten, nicht auslässt. Für mich eine Erfahrung mehr im Leben.

Die Goldmedaille in Sotchi haben Sie Ihren verunglückten Freunden am Kitzsteinhorn in Kaprun gewidmet. Wann vermissen Sie sie besonders? Die Zeit mit dem burgenländischen Team war die Zeit, wo der Traum entstanden ist, Snowboard-Profi zu werden. Ich hab’ mich nach dem Unglück für den Sport entschieden. Natürlich war es eine große Herausforderung, an der ich gewachsen bin. Egal, was in meiner Karriere noch passiert, es wird immer das Team meines Herzens bleiben. Sportlicher Erfolg ist natürlich schön, aber mir ist immer bewusst, dass Erfolg nicht alles ist.

Was bedeutet Ihnen Ihre Heimat – das Südburgenland? Den Begriff Heimat verbinde ich mit vielen Gefühlen. Mit Momenten, die mich ausmachen. Ein Ort, wo ich ich selbst sein kann. Und es sind natürlich die Menschen, die Heimat zu Heimat machen.

Sie haben ein Kellerstöckel in Heiligenbrunn. Trinken Sie gerne Uhudler und soll er dem Südburgenland erhalten bleiben? Leichte Frage: zwei Mal Ja.

Welche Ziele haben Sie sich noch gesteckt? Das große Ziel für diese Saison ist der Gesamtweltcup. Die Dichte ist enorm. Im Finale der Top 16 kann jede gewinnen, umso wichtiger wird es sein, mental stark zu sein. Für mich ist es der erste wirkliche Versuch, den Gesamtweltcup zu holen – davor waren Großevents das Ziel.