Chronik/Burgenland

Es mangelt an Psychiatern

Eigentlich will der Eisenstädter Psychiater Hannes Kovacs von der Politik nicht als Steigbügelhalter benutzt werden. "Aber wenn eine Fraktion ein Thema aufgreift, dass nicht nur unseren Berufsstand, sondern auch viele Burgenländer betrifft, dann muss man auch dazu Stellung nehmen", sagt Kovacs im KURIER-Gespräch.

An ihn war der AUGE/UG-Spitzenkandidaten für die derzeit laufende AK-Wahlen im Burgenland, Andreas Hedenig, herangetreten. "Es gibt zu wenig niedergelassene Fachärzte mit Kassenverträgen", sagt Andreas Heding. Und der Trend, dass die Belastung in der Arbeitswelt weiter zunimmt, sei ebenfalls festzustellen. Im Burgenland stehen knapp 290.000 Einwohnern vier Psychiater mit Kassenverträgen zur Verfügung. Macht man eine Schlussrechnung, dann kommt ein Facharzt auf 72.500 Einwohner. "Da verwundert es nicht, dass Betroffene wochenlang auf Hilfe warten müssen", sagt Hedenig.

Bestätigung

Die Situation der psychiatrischen Versorgung hier liege "im Argen", bestätigt Psychiater Kovacs Hedenigs Kritik. Er kenne sie aus seiner überfüllten Praxis. Es könne oft zu Wartezeiten bis zu zehn Wochen kommen. Rücksicht auf Akutfälle werde genommen: "Wir handeln wie Zahnärzte: Wenn Leute sagen, es ist akut, nehmen wir sie natürlich früher dran."

Neben den langen Wartezeiten beim Facharzt sieht Kovacs für viele seiner Patienten auch ein Problem bei der Inanspruchnahme von Psychotherapie. Denn psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung gehe oft Hand in Hand.

Für besonders sozial Bedürftige bestehe zwar das Angebot der Psychotherapie auf Krankenschein, die Wartezeit für deren Bewilligung betrage aber zwischen drei und vier Monaten. "Dieser Zustand ist für Patienten unerträglich", sagt Kovacs.

Mangel beim PSD

Der Psychosoziale Dienst (PSD) Burgenland leiste hier zwar als Stelle für den Erstkontakt wichtige Arbeit, aber auch dort sieht Kovacs einen großen Mangel an medizinisch-psychiatrischem Fachpersonal.

Neuer Vertrag

Von den Sozialversicherungsträgern fordert Hedenig wiederum mehr niedergelassene Kassenvertragsärzte. Es müsse für junge Psychiater attraktiver werden, sich nieder zu lassen. Konkret könne dies, so Hedenig, durch die Schaffung eines "Psychiatrievertrages" nach Salzburger Modell geschehen. Dieser sichert den niedergelassenen Psychiatern unter anderem ein ihren Leistungen entsprechendes Tarifmodell sowie zeitlich und inhaltlich spezifische Leistungsangebote.

Gespräche mit der Gebietskrankenkasse stehen demnächst an.