Chronik/Burgenland

Anlaufstelle für Gestrauchelte

2009 hatte Markus Hirtler, der Mensch hinter der Bühnenfigur „Ermi Oma“, im KURIER seinen nächsten Wurf angekündigt: In Deutsch Kaltenbrunn, Bezirk Jennersdorf, habe der Kabarettist einen Bauernhof gekauft, unter dessen Dach er „Kunst, Kultur und Natur für alle Generationen“ vereinen wolle. Im Juni 2012 wurden Nägel mit Köpfe gemacht, und das Kind hat auch einen Namen: „Liebhaberei Deutsch Kaltenbrunn“ nennt sich sowohl der Kunst- und Kulturbauernhof als auch der gemeinnützige Verein dahinter. Das Ziel: „Generationen verbinden und Menschen in Lebenskrisen ihre Talente aufzeigen und eine Struktur bieten, damit sie zurück ins Leben finden“, erklärt der Obmann, den das Schicksal selbst schwer geprüft hat. Im September 2011 starb Hirtlers Ehefrau Esther. „Heute kann ich sagen, dass der tiefe Schmerz nach und nach der Dankbarkeit für die gemeinsame tolle Zeit weicht. Und meine Familie und ich können uns dem Leben nicht verschließen“, sagt der dreifache Vater. Nachsatz: „Auf den Bauernhof bin ich sehr stolz, er war auch Esthers Vision.“

Normalität

Diese Vision kommt im Jahresprogramm mit Kultur und Kunsthandwerk zum Ausdruck: „Beim Korbflechten oder bei Lesungen zum Beispiel entsteht eine Normalität, die für das Zusammenleben von Jung und Alt wichtig ist“, sagt der Steirer und schlägt damit in dieselbe Kerbe wie „Ermi Oma“. Diese schrullige Figur hat Hirtler nach 20-jähriger Tätigkeit im Pflegebereich ins Leben gerufen, um „jenen Menschen eine Stimme zu geben, die in unserer ,Altersentsorgungsgesellschaft’ nicht gerne gehört werden“. Die Gründung der „Liebhaberei“ scheint da die logische Fortsetzung. „Ja, das ist einfach mein Thema“, sagt der 43-Jährige, Kabarett und Verein ließen sich „gut verbinden“. Immerhin bietet „Ermi Oma“ bei ihren Auftritten u.a. Apfelsaft oder Kernöl an – Kabarettbesucher könnten dafür geben, was sie möchten. Alle freien Spenden würden ausschließlich für das Personal auf dem Bauernhof, das Programm und die soziale Integration verwendet. „Die Sanierung des Bauernhofes zahl ich aus meiner eigenen Kassa“, betont Hirtler. Transparenz sei entscheidend, „denn die Leute müssen wissen, wofür sie spenden.“

Der erste Teil des Umbaus sei im April, Mai abgeschlossen, am 13. April geht das Programm aus Workshops, Seminaren, Theater oder Konzerten los. Am 29. Juni ist zudem ein Hoffest mit kulinarischen Schmankerln aus einer kleinen Landwirtschaft geplant. Produkte aus eigener Erzeugung – u.a. vom Kärntner Brillenschaf – möchte man auch in einem Hofladen vertreiben.

Spenden an „Liebhaberei Deutsch Kaltenbrunn“: Konto Nr. 29900-013979, Steiermärkische Sparkasse, BLZ 20815 www.liebhaberei.at