"Die Liebe zu Anna gibt mir Kraft"
Von Heike Kroemer
Es ist vier Uhr morgens. Für Daniela Haselbacher beginnt ein langer Tag. Mit dem Autobus fährt sie drei Mal pro Woche vom Südburgenland ins rund 150 Kilometer entfernte Wien zur Arbeit. Immer mit im Gepäck die Sorge um ihre kleine Tochter Anna. Die Vierjährige musste bei ihrer Geburt im Krankenhaus Oberwart reanimiert werden und ist seither schwerst behindert. Bei der Geburtsleitung sollen schwere Fehler passiert sein. Der KURIER hat berichtet.
Die Mutter zog für ihre kleine Tochter vor Gericht. Sie klagt den Krankenhausträger KRAGES auf Schmerzensgeld und den Gewährleistungsanspruch für die anfallenden Pflegekosten. Das Verfahren dauert bereits 3,5 Jahre. Ein vom Gericht bestellter Gutachter urteilte, dass die Geburtsleitung nicht "lege artis", also nicht nach den anerkannten Regeln der Medizin, durchgeführt wurde. Laut Gutachter wären bei einem rechtzeitig durchgeführten Kaiserschnitt – die Notwendigkeit sei aus dem CTG-Streifen ersichtlich gewesen – die Schäden für das Kind ausgeblieben. Anna könnte heute ein gesundes Mädchen sein.
"Es war schrecklich. Als ich das Gutachten las, war ich zwei Tage nicht ansprechbar. Einerseits war es der Beweis dafür, dass ich mir nichts eingebildet hatte, als ich im Spital immer wieder sagte, es geht mir schlecht, hier stimmt was nicht. Andererseits tut es so unendlich weh, zu wissen, dass es meiner Tochter heute gut gehen könnte", sagt Annas Mama unter Tränen. Die KRAGES gab sich damit nicht zufrieden und meinte, es könne ja dennoch sein, dass Anna schon vor der Geburt behindert gewesen sei. Daher wurde vom Gericht ein Neonatologe beauftragt, diese Frage zu klären. Sein Gutachten soll demnächst fertig sein. Danach könnte das Gericht ein Urteil fällen. Die KRAGES will zum laufenden Verfahren nichts mehr sagen.
Daniela Haselbacher versucht indes ihrer kleinen Tochter ein möglichst angenehmes Leben zu gestalten. Anna kann nicht alleine sitzen, ihren Kopf nicht halten, nicht greifen. Ob oder was sie sieht und hört, weiß man nicht. Hinzu kommen epileptische Anfälle. Durch Therapien ist es gelungen, dass Anna heute alleine schlucken kann. Sie besucht mit Betreuung einen Kindergarten.
"Anna benötigt eine 24- Stunden-Betreuung. Wenn ich zur Arbeit muss, kommt die Pflegerin bereits am Vorabend und kümmert sich auch in der Nacht um Anna. Wenn ich von der Arbeit heimkomme, löse ich sie wieder ab", erzählt Haselbacher. Die Kosten für Betreuung und Therapien lasten schwer auf der jungen Mutter, die dennoch eine bewundernswerte Kämpferin ist. "Ich liebe Anna über alles. Sie gibt mir die Kraft, das alles durchzustehen", sagt Daniela Haselbacher.
INFO: ORF 2 zeigt Annas Geschichte am Freitag, den 20. April, um 21.20 Uhr bei "Ein Fall für Resetarits".