Chronik/Burgenland

Der Doppler ist am Ende

Ein honoriger Hofrat der burgenländischen Landesregierung und anerkannter Weinfreak ließ sich anlässlich seines Geburtstagsfestes zum 50er etwas eher Ungewöhnliches einfallen: Er füllte die besten Weine seines Sortiments - immerhin hat er an die 3000 Flaschen aus Nah und Fern im Keller liegen - in Zweiliterflaschen, besser bekannt unter Doppler, um. So kredenzte er sie auf seinem Fest. "Ich hab' es selbst nicht glauben können, welche Dilettanten da durch die Gegend laufen", sagt der Herr Hofrat, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte ("War ja nur eine Anekdote").

Es kam zu Beschwerden, fast zum Eklat. Ob er zu knausrig sei, "etwas G'scheits" aufzutischen? Wenn ja, dann solle er sich keine Gäste einladen. "Es gab nur ganz wenige", erinnert sich der Burgenländer, "die nicht auf die Flasche, sondern auf den Inhalt geachtet haben." Und erkannten, dass in die Zweiliterflaschen Weine von höchster Qualität umgefüllt worden waren.

Doch der Ruf des Dopplers ist nun mal ruiniert. Das hängt gar nicht mit dem Glykolskandal Mitte der 1980er-Jahre zusammen. Denn damals waren es meist die kleinen Flaschen (0,375 Liter), die mit gepanschten Süßweinen gefüllt wurden. Und doch ist der Doppler dem Untergang geweiht. Warum das so ist, kann eigentlich niemand genau sagen. Josef Glatt, Direktor des österreichischen Weinbauverbandes, sieht den Doppler als "nicht mehr
zeitgemäß und altbacken". Die Leute würden weniger trinken als früher, meint er: "Wer trinkt schon in absehbarer Zeit zwei Liter Wein?" Der Direktor führt auch ein ganz banales praktisches Argument an: "Er passt nicht in den Kühlschrank." Außerdem sei die jetzige Konsumflasche - die vor allem in die Gastronomie geliefert wird - die Einliterflasche.

Selbst Alfred Moritz, Bioweinbauer aus Horitschon und Gründer der "Initiative zur Rettung des Dopplers", geht der Doppler im eigenen Verkauf nicht ab. Er mache diese Aktion aus künstlerischen Ambitionen heraus. So kreierte er eine goldene und eine silberne Zweiliterflasche als "Geschenkidee". Warum das Image des Dopplers derart beschädigt ist, verstehe er aber dennoch "nicht ganz". Seine Eltern, ebenfalls Weinbauern, hätten in die Zweiliterflasche den gleichen Wein wie in eine Bouteille gefüllt. Dieser Wein war von der burgenländischen Landesprämierung mit Gold ausgezeichnet worden. "Und dennoch griffen die Kunden zur Bouteille", erzählt Moritz. Ein weiterer Grund des Verfalls.

Winzer Albert Gesellmann trauert der Doppelliterflasche ein wenig nach, "weil sie mit großer Tradition behaftet und eigentlich die einzig wahre österreichische Weinflasche ist". Weiters findet er es "sehr eigenartig", dass es derzeit sehr beliebt ist, dass Spritzer aus dem Alufass fließen: "Da ist mir der Doppler hinter der Schank doch lieber." Sehr ernst nimmt die Sache Winzer Hans Schwarz aus Andau in Angriff. Er verkauft seinen "Schwarz-Rot" (Zweigelt in höchster Qualität) im Doppler, allerdings nur in die Schweiz. Verkaufspreis: 145 Schweizer Franken.

Auf diese Idee haben ihn Schweizer Marketing-Gurus und Kollegen gebracht. Es habe damals geheißen, dass die Österreicher "eigentlich vertrottelt" seien. Die einzige österreichische Flasche, die es gibt, sei der Doppler, der aber nicht verwendet wird. "Weil wir alles aus Frankreich übernehmen. Ob das die Stilistik des Weines ist oder eben auch die Formen der Flaschen", behauptet Schwarz.

Ablöse

In der Gastronomie sei der Doppler vom Container abgelöst worden, erläutert Schwarz. So wie Direktor Glatt findet er ebenfalls, dass weniger getrunken wird beziehungsweise, dass sich das Trinkverhalten verschoben hat. Früher, als der Doppler noch neben der Küchenbank oder unter dem Tisch stand, habe man es so gemacht, wie die Italiener es heute noch tun. Die Flasche öffnen, den Wein trinken. "Nudelweine" nennt er sie, "die leichten, verständlichen Roten", die es einmal gegeben hat. Und dorthin sollte man wieder kommen, würde sich Schwarz wünschen. "Und warum nicht mit dem Doppler?"

Doppler: Die Magnum des kleinen Mannes

Gängig Speziell in Österreich ist die Flaschenbezeichnung "Doppler" eine übliche Bezeichnung für eine Zweiliterweinflasche. Meistens wurde oder wird in den Flaschen einfacher Land- oder Tafel-Wein abgefüllt.

Abwertend Des Öfteren wird so ein Wein abwertend mit "Dopplerware" und die Flasche eher abfällig als "Magnum des kleinen Mannes" oder "Austro-Magnum" bezeichnet. Da die Flasche somit ein eher schlechtes Image hat, wurde sie im
Lauf der Jahre von vielen österreichischen Weinbauern zunehmend von Einliterflaschen und der Bouteille (0,75 Liter) abgelöst. Derzeit produziert die Firma Vetropack an die 600.000 Doppler, Tendenz fallend. Vor 30 Jahren wurden noch 12 Millionen
Zweiliterflaschen produziert. Mit einem Revival darf nicht
gerechnet werden.